Internationale Krisen belasten Konjunktur

Die deutsche Chemie-Industrie rechnet auch für das kommende Jahr mit einem stetigen Wachstum. Foto: Uwe Anspach/Symbolbild
Die deutsche Chemie-Industrie rechnet auch für das kommende Jahr mit einem stetigen Wachstum. Foto: Uwe Anspach/Symbolbild

Nach dem schwachen Sommer scheint sich die Konjunktur in Deutschland allmählich zu stabilisieren. Ein kräftiger Aufschwung dürfte 2015 jedoch auch wegen der Krisen in aller Welt und der nur zögerlichen Entwicklung im Euroraum ausbleiben. So rechnet die deutsche Chemie-Industrie zwar auch für das kommende Jahr mit einem stetigen Wachstum. Dies werde mit einem Umsatzplus von rund 1,5 Prozent aber verhalten ausfallen, berichtete der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Montag in Frankfurt.

Immerhin: Weil der Umsatz 2014 dank des starken Schlussquartals ebenfalls um 1,5 Prozent auf den Höchstwert von 193,6 Milliarden Euro kletterte, würde die Branche 2015 dann den sechsten Erlösrekord in Folge erzielen. Dabei hoffen die Unternehmen auf die wirtschaftliche Stabilisierung der Eurozone und weiterhin gute Geschäfte in den USA.

 

Auch im Mittelstand hat sich die Stimmung zuletzt etwas aufgehellt. Erstmals seit neun Monaten blicken die deutschen Mittelständler wieder etwas optimistischer in die Zukunft, wie die KfW-Bankengruppe bei der Vorlage des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers mitteilte. Die besseren Geschäftserwartungen zeigten, dass die Firmen im kommenden Frühjahr mit einer etwas lebhafteren Nachfrage rechneten als zurzeit.

 

Damit sehe er sich in der Erwartung bestätigt, dass «nach einem kraftlosen Winter» im Laufe des Jahres 2015 mit einer Erholung zu rechnen sei, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner: «Voraussetzung ist, dass es auch in der Eurozone konjunkturell zumindest ein wenig aufwärtsgeht und dass sich das Verhältnis zu Russland stabilisiert.»

 

Allerdings werden die mittelständischen Unternehmen 2015 nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) deutlich weniger neue Jobs schaffen als in den Vorjahren. Man rechne mit rund 100 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Mittelstand, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der «Welt» (Montag). Zuletzt seien es jedoch «immer mindestens 200 000» gewesen.

 

Als Grund hätten viele kleinere und mittelgroße Betriebe wachsende Unsicherheiten wegen der internationalen Krisen oder der heimischen Wirtschaftspolitik genannt, sagte Wansleben. Insgesamt beteiligten sich an der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage 28 000 Firmen.

 

Der anhaltende Ukraine-Konflikt dürfte die Exporte nach Russland laut DIHK um bis zu ein Fünftel verringern. In der Eurozone hinterlasse außerdem die schwache Entwicklung in Frankreich und Italien Spuren.

 

Auch mit Blick auf die Lage in Deutschland würden die Unternehmen bei Neueinstellungen vorsichtiger, sagte Wansleben: «Zu den bereits beschlossenen Belastungen aus dem Koalitionsvertrag wie gesetzlicher Mindestlohn und Rentenpaket kommt die Sorge um eine Verschärfung der Erbschaftsteuer.»

 

Etwas getrübt wird der verhaltene Optimismus zudem von Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach ist das produzierende Gewerbe schwächer als erwartet ins Schlussquartal 2014 gestartet. Im Oktober wuchs die Produktion im Vergleich zum Vormonat nur um 0,2 Prozent. Experten hatten mit plus 0,4 Prozent gerechnet.

 

Aus Sicht des Wirtschaftsministeriums in Berlin könnte nach dem schwachen Sommerhalbjahr nun aber die Talsohle erreicht sein: «Die Produktion im produzierenden Gewerbe stabilisiert sich.»

Auch ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski wertete die Daten der Statistiker positiv. Sie zeigten, dass die schwachen Sommermonate den späten Ferien geschuldet waren: «Jetzt, wo alle Deutschen wieder arbeiten, rollt auch die Industrie wieder.» In den kommenden Monaten erwartet Brzeski zudem Impulse von den niedrigen Energiepreisen und dem schwächeren Euro.

 

dpa