Toyota Mirai: Bote einer neuen Zeit

Hier fährt die «Zukunft»: Toyota schickt den Mirai mit Brennstoffzelle auf die Straße. Foto: Toyota
Hier fährt die «Zukunft»: Toyota schickt den Mirai mit Brennstoffzelle auf die Straße. Foto: Toyota

Batterie war gestern. Wenn es nach Toyota geht, fährt das Elektroauto der Zukunft mit einer Brennstoffzelle. Für den großen Durchbruch ist die Technik zwar noch zu teuer. Aber im Kleinen fangen die Japaner mit dem Mirai schon einmal an.

Toyota bringt die Zukunft in Serie. Wenn die Japaner den Mirai auf die Straße schicken, ist das nicht nur das erste Serienfahrzeug mit Brennstoffzellen. Die futuristische Limousine - in Deutschland ab September 2015 zu haben - heißt auf Japanisch tatsächlich «Zukunft».

Die Zukunft ist gegenwärtig

Gerechtfertigt wird dieser Name nach Ansicht des Herstellers durch den innovativen Antrieb. Schließlich kommt die Brennstoffzelle ohne fossile Energieträger aus. Stattdessen produziert sie den Strom für einen Elektromotor mit theoretisch unbegrenzt verfügbarem Wasserstoff und emittiert als Abgas reinen Wasserdampf. Viel nachhaltiger, so argumentieren die Japaner, kann Autofahren kaum sein. Zwar ist die Idee alles andere als neu. Aber auch nach jahrzehntelanger und millionenschwerer Forschung hat es bei der Konkurrenz für nicht viel mehr als lautstarke Ankündigungen, kleinlaute Verschiebungen und unzählige Prototypen gereicht. Toyota dagegen schlägt jetzt ein neues Kapitel auf und lässt zum ersten Mal die Kunden hinters Steuer.

Dass diese in einem Auto von übermorgen sitzen, merken sie allenfalls am Design. Außen ist der Mirai sehr eigenwillig, weil der Antrieb erstens viel Luftzufuhr benötigt und der Toyota sich zweitens von allen konventionellen Autos auf den ersten Blick abheben soll. Innen geben die Japaner ihrem Hoffnungsträger mit großen Bildschirmen in glänzenden Konsolen und den vom Smartphone inspirierten Sensortasten eine Hightech-Aura. Sobald man den Startknopf drückt und die Automatik auf D schiebt, wird die Zukunft aber gegenwärtig: Der Mirai fühlt sich an wie jedes andere Elektroauto oder wie ein Prius ohne Verbrenner.



Der alternative Antrieb fordert seinen Tribut: Die Technik benötigt viel Platz, der Wagen wiegt insgesamt 1,9 Tonnen und die Geräuschkulisse ist etwas hörer. Foto: Toyota
Der alternative Antrieb fordert seinen Tribut: Die Technik benötigt viel Platz, der Wagen wiegt insgesamt 1,9 Tonnen und die Geräuschkulisse ist etwas hörer. Foto: Toyota

Mehr Pfiff, aber weniger Platz

Gegenüber dem Prius hat Toyota beim Innenraum allerdings deutlich nachgelegt, so dass der Mirai nicht ganz so langweilig und lustlos daher kommt wie der Hybrid-Pionier. Dafür jedoch bietet er ein bisschen weniger Platz – obwohl er mit 4,90 Metern das deutlich größere Auto ist. Doch irgendwo mussten die Ingenieure die ganze Technik ja unterbringen. Und zumindest der Kofferraum ist mit rund 450 Litern absolut alltagstauglich.

Der vorn montierte E-Motor leistet 114 kW/155 PS und lässt mit 335 Nm bisweilen sogar ein wenig die Reifen quietschen. Wer nicht gerade im spaßbefreiten Eco-Modus fährt und auch mal ein bisschen mehr Strom aus der Pufferbatterie zieht, der sprintet in 9,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Und mit 178 km/h Spitzengeschwindigkeit fährt man den allermeisten Elektroautos davon und hält zumindest mit der Kompaktklasse mit.

 

Reichweite ohne Risiko

Der größte Unterschied zu herkömmlichen Elektroautos ist nicht die etwas präsentere Geräuschkulisse der Brennstoffzelle, die sich mit Lüftern, Pumpen und anderen Komponenten in den Vordergrund spielt. Und auch nicht der etwas kleinere Federungskomfort oder die eher mäßige Kurvendynamik, weil das Auto immerhin 1,9 Tonnen wiegt. Was man von Stromern so nicht kennt, ist die riesige Reichweite: 500 Kilometer schafft der Mirai, bevor er an die Box muss. Und während man ein Elektroauto dann erst einmal stundenlang einstöpseln muss, sind die beiden rund 120 Liter großen Karbontanks für fünf Kilogramm Wasserstoff in wenigen Minuten voll. Allerdings nur, wenn man in der Nähe einer der in Deutschland bislang kaum mehr als zwölf Wasserstoff-Tankstellen ist. Selbst wenn es demnächst 50 Stationen sein sollen, könnte das noch schwierig werden.

Die lückenhafte Infrastruktur ist aber nicht das einzige Hindernis auf dem Weg in die Zukunft. Auch der Preis macht es schwer, an einen schnellen Erfolg des Mirai zu glauben. Denn während Toyota sein Raumschiff auf Rädern zum Beispiel in Amerika aus politischen Gründen nach Abzug aller Fördermittel für umgerechnet rund 36 000 Euro verkauft, rufen die deutschen Händler stolze 78 540 Euro auf. Dagegen sind Autos wie der BMW i3 oder der VW eGolf echte Schnäppchen. Sogar des Modell S von Tesla ist billiger.

 

Fazit: Erster Schritt auf einem langen Weg

Der Preis ist viel zu hoch und die Zahl der Tankstellen viel zu niedrig – einen schnellen Erfolg wird Toyota mit der Brennstoffzelle nicht haben. Doch wer nie losläuft, kommt auch nie an. Deshalb ist der Mirai ein wichtiges Signal: Der Weg mag noch lang sein, aber ein erster Schritt ist jetzt immerhin gemacht.

(DPA)