The Jam: "Setting Sons" in der Super-Box

1982 lösten sich The Jam auf. Foto: Universal Music
1982 lösten sich The Jam auf. Foto: Universal Music

«Er ist ein Genie», sagt Olly Murs über Paul Weller. Der Olly Murs? Genau, der Mainstream-Sänger preist den «Modfather». Aus gutem Grund, denn Paul Weller steuerte einen Song zu seinem aktuellen Album «Never Been Better» bei und hat es damit um 1000 Prozent veredelt.

Obwohl sich Weller selbst keineswegs als so genial einschätzt. Als ihm der «Godlike Genius»-Preis der Musikzeitschrift «NME» verliehen wurde, sagte er bescheiden: «Ich bin sehr glücklich, diesen Preis zu bekommen, aber ich fühle mich weder gottgleich noch bin ich ein Genie.»

Genie hin oder her - natürlich ist er eins. Das hat er schon gleich zu Beginn seiner Karriere mit seiner Band The Jam unter Beweis gestellt, die ab 1977 in schneller Folge ein Album nach dem anderen veröffentlichte.
Jetzt ist «Setting Sons» (1979), Werk Nummer vier, in einer aufwendigen 3-CD-Deluxe-Box plus DVD neu erschienen. Abgespeckt auch als 2-CD-Edition im Handel.

Neben dem Original-Album enthält das Schmuckkästchen Promo-Videos und Auftritte bei Top Of The Pops, Demos und Alternative Versionen, eine Session bei dem legendären DJ John Peel und einen Live-Auftritt im Brighton Centre. Abgerundet wird das üppige Paket mit einem informativen Lesebuch (Essays, Fotos, Artikel aus diversen Musikzeitschriften). The Jam satt.

«Nie klangen The Jam besser», schrieb damals der «Melody Maker» und der «Record Mirror» ließ sich sogar dazu hinreißen, «Setting Sons» als das «letzte große Album der 70er» zu preisen.

Ursprünglich sollte «Setting Sons» ein Konzeptalbum werden, allerdings ist die Idee nur zur Hälfte umgesetzt werden. Die Geschichte dreier Jugendfreunde, die sich durch ihre verschiedensten politischen Ansichten auseinanderentwickeln, zieht sich aber dennoch wie ein roter Faden durch das Album, das einen ziemlich pessimistischen Blick auf die britische Gesellschaft wirft.

Die konfliktreiche Geschichte dreier Freunde spiegelt sich auch in dem düsteren Cover wieder, das eine Abbildung der kleinen Bronzeskulptur «The St John's Ambulance Bearers» (1919) von Benjamin Clemens ist, die sich im Londoner Imperial War Museum befindet.

«Setting Sons» ist eine temporeiches Album: Rasanz und Melodie haben The Jam wie kaum eine andere Punk-New-Wave-Band damals miteinander verbunden. Und mit «The Eton Rifles» sprang sogar der erste Top-Ten-Hit für die Band dabei heraus. Er ist gleich in achtfacher Variation vertreten.

Mit «Down in the Tube Station at Midnight» vom dritten Album «All Mod Cons» (1978) hatte Paul Weller gezeigt, welch poetischer Songwriter in ihm steckt. Bei «Setting Sons» spürt man diese Gewissheit und Sicherheit, dieses Selbstvertrauen bei jedem Song. Paul Weller, Bruce Foxton und Rick Buckler brennen mit ihren an den Kinks und The Who geschulten Songs ein Feuerwerk ab. Und das orchestrale «Smithers-Jones» verweist ihn seiner Lässigkeit - weiter vom Punk konnte man sich nicht entfernen - bereits auf Paul Wellers Nachfolgeband The Style Council voraus, aber das ist eine andere Geschichte.

dpa