Kirchen distanzieren sich unterschiedlich von «Pegida»

Pegida-Kundgebung am vergangenen Montag in Dresden. Foto: Arno Burgi
Pegida-Kundgebung am vergangenen Montag in Dresden. Foto: Arno Burgi

Dürfen Christen bei den Demonstrationen des «Pegida»-Bündnisses mitlaufen? In den Kirchen gibt es dazu unterschiedlich klare Positionen. Die Sympathiewerte für die Dresdner Kritiker einer angeblichen Islamisierung sind in Ost und West ähnlich.

Die Kirchen distanzieren sich von der Anti-Islam-Bewegung «Pegida». Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, appellierte an die politische Verantwortung jedes Einzelnen.

Allerdings schloss er sich nicht der Aussage des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick an, der Christen eine Teilnahme an den Demonstrationen versagt hatte. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief dazu auf, das rechtspopulistische Bündnis strikt abzulehnen.

Derweil sind die Sympathien der Menschen für die «Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» («Pegida») im Westen ähnlich verteilt wie im Osten. In einer YouGov-Umfrage sagten 36 Prozent der im Osten Befragten, sie fänden es gut, dass jemand auf Fehler in der Asylpolitik aufmerksam mache und sich gegen Islamismus ausspreche; im Westen waren es 33 Prozent. Im Osten wird «Pegida» allerdings stärker in der politischen Mitte verortet. So stimmen dort 36 Prozent dieser Einschätzung zu, im Westen nur 27 Prozent. Dafür halten 45 Prozent der Westdeutschen «Pegida» für rechts oder extrem rechts, von den Ostdeutschen sagen das nur 41 Prozent.

Neue Töne bei dem Thema schlug der Vizevorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland, an. Zwar verteidigte er die «Pegida»-Demonstranten erneut. Zugleich warnte er aber davor, die Proteste von Extremisten missbrauchen zu lassen. «Darauf müssen nicht zuletzt die Demonstranten selbst achten», sagte Gauland. Er betonte: «Auch die Alternative für Deutschland teilt nicht alle politischen Forderungen der Demonstranten.»

Das «Pegida»-Bündnis hatte bei den wöchentlichen Demonstrationen in Dresden zuletzt 15 000 Menschen auf die Straße gebracht. Es tritt unter anderem für eine Verschärfung des Asylrechts ein und begründet dies mit einer angeblichen drohenden Überfremdung des Landes. Die Opposition und Teile der SPD werten dies als extremistisch.

EKD-Chef Bedford-Strohm verlangte im Interview der Deutschen Welle, bei pauschalen Angriffen auf eine Religion, Flüchtlinge oder Asylbewerber «müssen wir in aller Klarheit Nein sagen». Im Radiosender HR-info fügte er aber auch hinzu: «Man darf die Leute nicht gleich als Neonazis abtun.» Diejenigen, die dort mitliefen, müssten sich jedoch «bewusst werden, vor welchen Karren sie möglicherweise gespannt werden».

Auch Kardinal Marx sagte: «Jeder muss überlegen, hinter welchen Transparenten er herläuft.» Für die Katholiken gebe es dazu keine «oberhirtlichen Anweisungen». Erzbischof Schick hatte dagegen am Donnerstag gesagt: «Christen dürfen bei «Pegida» nicht mitmachen.» Marx warnte davor, «Pegida» zu einer Bewegung hochzustilisieren.

Die sächsische Staatsregierung versucht bereits seit Tagen, «Pegida»-Anhänger speziell in den sozialen Netzwerken über die Flüchtlingsproblematik aufzuklären. Deshalb würden «Beiträge zum Thema Asyl mit den Hashtags #pegida und #nopegida gekennzeichnet, um gezielt Informationen in den Diskussionen beizusteuern», sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.

dpa