Volkswirte: Im Dezember 2,787 Millionen Arbeitslose

Eine Mitarbeiterin berät in Düsseldorf in der örtlichen Arbeitsagentur eine Kundin. Foto: Oliver Berg
Eine Mitarbeiterin berät in Düsseldorf in der örtlichen Arbeitsagentur eine Kundin. Foto: Oliver Berg

Der deutsche Arbeitsmarkt entwickelt sich nach Experteneinschätzung trotz weltwirtschaftlicher Unsicherheiten weiter stabil. Auch im De- zember 2014 hätten weder die Ukraine-Krise noch die Konflikte im Nahen Osten nennens- werte Spuren auf dem deutschen Stellenmarkt hinterlassen. Das berichteten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Allein Saisoneffekte seien für eine Zunahme der Arbeitslosigkeit verantwortlich. Nach Berech-nungen der Ökonomen waren Ende Dezember rund 2,787 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit.

Dies wären war rund 70 000 mehr Erwerbslose als im November aber rund 85 000 weniger als vor einem Jahr. Ohne Saisoneffekte, die im Dezember meist etwas stärker ausgeprägt sind, wäre die Arbeitslosigkeit nach Einschätzung der Fachleute im Dezember monatsbezogen sogar um 5000 bis 15 000 gesunken.

Die offiziellen Arbeitslosenzahlen für Dezember sowie die durchschnittliche Erwerbslosigkeit für 2014 will die Bundesagentur für Arbeit (BA) heute in Nürnberg bekanntgeben.

Allianz-Volkswirt Rolf Schneider sagte: «Insgesamt hat die Konjunktur zum Jahresende wieder etwas Rückenwind bekommen. Die Konjunkturdelle der vergangenen Monate dürfte zu Ende gehen.» Er führt die leichte wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung unter anderem auf den stark gesunkenen Ölpreis und den gefallen Eurokurs zurück, der exportabhängige Branchen international wieder konkurrenzfähiger mache.

Für 2015 gehen die Ökonomen dagegen nur von einer verhaltenen Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. Zwar rechnen sie mit einem etwas kräftigeren Wirtschaftswachstum als 2014. Auf dem Arbeitsmarkt werde dieser Konjunkturschub aber kaum ankommen, prognostizierten die Fachleute.

Im Jahresschnitt 2015 rechnen die Fachleute mit 2,90 bis 2,94 Millionen Arbeitslosen, was einer Stagnation oder sogar einem leichten Anstieg der Erwerbslosigkeit in diesem Jahr im Vergleich zu 2014 gleichkäme. Lediglich ein Volkswirt rechnet mit einem etwas kräftigeren Rückgang der Arbeitslosenzahlen.

Die meisten Volkswirte begründen ihre eher zurückhaltende Einschätzung vor allem mit der am 1. Januar Kraft getretenen Mindestlohnregelung. Diese werde in einigen Regionen zu Arbeitsplatzverlusten führen. «Das ist ein Faktor, der 2015 bremst», ist Bayern-LB-Volkswirt Stefan Kipar überzeugt.

Nach Überzeugung von Oliver Rakau, Arbeitsmarktexperte bei der Deutschen Bank, dürfte sich zudem die starke Nachfrage nach der Rente mit 63 Jahren dämpfend auf Konjunktur und Arbeitsmarkt auswirken. «Es zeichnet sich ab, dass 2015 viele hoch qualifizierte Arbeitnehmer vorzeitig in Rente gehen.» Sie rissen damit Lücken in die Belegschaften, die sich inzwischen nicht mehr so leicht schließen ließen.

dpa