Dax schwächelt - Ölpreis-Sorgen sind zurück

Stimmungsumschwung am deutschen Aktienmarkt: Nachdem in dieser Woche bislang die Optimisten das Sagen hatten, haben am Mittwoch die Pessimisten die Oberhand gewonnen.

Im Sog der schwächeren Vorgaben von den Übersee-Börsen sackte der Dax bis zum späten Vormittag um 0,48 Prozent auf 9893,39 Punkte ab.


Der anhaltende Verfall der Ölpreise gepaart mit einem Rückgang bei den Rohstoffpreisen - zuletzt bei Kupfer - dürfte die Anleger heute deutlich vorsichtiger ans Werk gehen lassen, schrieb Marktanalyst Ric Spooner von CMC-Markets am Morgen.


Bessere Aussichten für Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) sorgten nach deutlicheren Kursverlusten am Morgen für etwas Entspannung. Das billige Geld der Notenbanken treibt seit Jahren die Märkte.

Auch der MDax verlor und stand zuletzt 0,67 Prozent tiefer bei 17 294,14 Punkten. Am Vortag hatte der Index der mittelgroßen Werte im Verlauf noch ein Allzeithoch erklommen.

Der Technologiewerte-Index TecDax büßte 0,59 Prozent auf 1426,73 Punkte ein. Auch die europäischen Börsen legten den Rückwärtsgang ein: Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rutschte um 1,10 Prozent auf 3099,24 Punkte ab.

Der einflussreiche Gutachter beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) kam am Mittwoch zu dem Schluss, dass die Europäische Zentralbank grundsätzlich Staatsanleihen kaufen darf. Ein entsprechendes Programm der Notenbank (Outright Monetary Transactions, OMT) sei rechtmäßig. Voraussetzung sei, dass die EZB solche Käufe gut begründe und diese verhältnismäßig seien.

Konkret ging es um den EZB-Beschluss von 2012, notfalls unbegrenzt Anleihen von Euro-Krisenstaaten zu kaufen, um diese zahlungsfähig zu halten. In der Praxis hatte die EZB das Programm jedoch bislang nicht genutzt. Ein Urteil wird im Herbst erwartet, das Gutachten gilt als Vorentscheidung.

Am Markt wurden die Signale aus Luxemburg genau beobachtet - denn die Anleger erhofften sich Rückschlüsse auf die Ausgestaltung eines anderen Anleihen-Kaufprogramms der EZB, dem sogenannten Quantitative Easing. Viele Investoren hoffen auf einen raschen Beginn der Käufe. So könnte die EZB diese bereits bei ihrer geldpolitischen Sitzung am 22. Januar beschließen.

Angetrieben von der Hoffnung auf neue Anleihekäufe in großem Stil hatten die deutschen Märkte in den vergangenen beiden Tagen deutlich zugelegt. Dann aber schwappten von den Übersee-Börsen die Sorgen über den anhaltenden Ölpreisverfall zurück nach Europa.

Bewegung könnte an diesem Tag die gut gefüllte Konjunkturagenda bringen. Am Vormittag steht die Industrieproduktion in der Eurozone an, am Nachmittag folgen dann aus den USA unter anderem Einzelhandelsdaten. Am Abend stellt die US-Notenbank Fed schließlich ihren Konjunkturbericht («Beige Book») vor.

Auf Unternehmensseite waren spezifische Nachrichten dünn gesät. Im Dax rutschten ThyssenKrupp mit einem Verlust von rund dreieinhalb Prozent auf den letzten Index-Platz und knüpften damit an die Vortagesverluste an. Die Talfahrt beim Kupferpreis belastete auch die Aurubis-Titel. Mit einem Minus von knapp viereinhalb Prozent waren sie größter Verlierer im MDax.

dpa