Dresden erinnert an die Zerstörung vor 70 Jahren

Blick auf das fast völlig zerstörte Stadtzentrum von Dresden. Foto: Gutbrod/Archiv
Blick auf das fast völlig zerstörte Stadtzentrum von Dresden. Foto: Gutbrod/Archiv

Totenmessen und Täterspuren - Dresden erinnert an die Bombardierung vor sieben Jahrzehnten. Um die Form des Gedenkens gibt es aber Zwist. Dresden erinnert heute an die Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren im Zweiten Weltkrieg. Eine Menschenkette soll wieder als Zeichen des stillen Gedenkens für Gewaltfreiheit, Frieden und Toleranz stehen und wird mit Bundespräsident Joachim Gauck das Staatsoberhaupt in ihren Reihen haben. Dresden sieht in der Aktion zugleich ein verbindendes Element. 

Denn seit den Demonstrationen des islamkritischen Pegida-Bündnisses ist die Stadt tief gespalten. Die politische Polarisierung hat selbst durch Familien und Freundeskreise einen Riss entstehen lassen. Am Jahrestag der Bombenangriffe setzt Dresden aber auf Versöhnung. Die Stadt war am 13. Februar 1945 und den beiden folgenden Tagen von britischen und amerikanischen Bombern angegriffen und stark zerstört worden. Bis zu 25 000 Menschen kamen ums Leben. Um das Ereignis ranken sich Mythen. Neonazis rechnen die Opferzahlen künstlich hoch und versuchen, auch damit die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg zu relativieren. Das linke Bündnis Dresden Nazifrei sucht deshalb schon seit drei Jahren bei seinem «Mahngang Täterspuren» Orte auf, die für die Verbrechen des NS-Regimes stehen. Mit dem diesjährigen Mahngang beginnen am Freitag die Gedenkfeiern. Auf eine Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof verzichtet die Stadt. Rechtsextreme haben überraschenderweise keine Kundgebung angekündigt.

Im Zentrum des Gedenkens steht am Nachmittag eine Veranstaltung in der Frauenkirche, die nach ihrer Zerstörung mit Spenden aus aller Welt wiederaufgebaut wurde und nun als Symbol der Versöhnung mit den damaligen Kriegsgegnern gilt. Neben Gauck wird auch der Herzog von Kent erwartet. Im Anschluss bildet sich zu beiden Seiten des Elbufers eine Menschenkette. Die Frauenkirche und andere Gotteshäuser laden zu Andachten ein. Zum Zeitpunkt der ersten Angriffswelle kurz vor 22.00 Uhr läuten alle Kirchenglocken.

Um die Form des Gedenkens und Details gibt es aber Zwist. Aus Protest gegen Äußerungen des Bundespräsidenten zu einem militärischen Engagement Deutschlands in der Welt wollen Politiker der Linkspartei Gaucks Rede in der Frauenkirche fernbleiben. Sie hielten ihn für einen «ungeeigneten Redner zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens», erklärte unter anderem Sachsens Partei- und Fraktionschef Rico Gebhardt. Das Bündnis «Dresden Nazifrei» warf der Stadt vor, einen Opfermythos zu zelebrieren.

dpa