Schalkes Erkenntnisse: Leistungslimit und forsche Jugend

Bei Schalke bekommen junge Talente wie der 19-Jährige Felix Platte (l) eine Chance. Foto: Bernd Thissen
Bei Schalke bekommen junge Talente wie der 19-Jährige Felix Platte (l) eine Chance. Foto: Bernd Thissen

Das 0:2 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid bedeutet für den FC Schalke 04 nach aller Fußball-Wahrscheinlich-keit das Aus in der Königsklasse. Und dennoch herrscht bei Königsblau eine gewisse Zufriedenheit. Die Erleichterung, von den Königlichen nicht wie im Vorjahr mit 1:6 oder vom FC Chelsea in der Gruppenphase mit 0:5 abgefertigt worden zu sein, ist spürbar. Manche Erkenntnis des ersten internationalen Fußballabends 2015 Auf Schalke ist für das Team von Trainer Roberto Di Matteo nicht befriedigend, doch es gibt auch positive Ansätze.

1. LEISTUNGSLIMIT: Der FC Schalke 04 gehört wohl zu den besten 16 Teams in Europa. Von den besten 8 ist er aber immer noch sehr weit entfernt. Das dritte Achtelfinal-Aus in Serie in der Königsklasse ist praktisch besiegelt. Schwergewichte wie Real Madrid oder der FC Chelsea sind international genauso meilenweit entfernt wie der FC Bayern in der Bundesliga. Gerade in K.o.-Spielen bekommt Schalke seit Jahren die Grenzen aufgezeigt. Die letzten sieben internationalen Spiele dieser Art konnten allesamt nicht gewonnen werden. Der letzte Erfolg datiert vom 15. März 2012 - ein 4:1 im Achtelfinale der Europa League gegen Twente Enschede.

2. STABILERE DEFENSIVE: Der Freibrief für Trainer Roberto Di Matteo kam von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Bei dieser Personallage könne der Trainer «keine andere Taktik spielen» lassen. Der Schalker Beton wird aus der Not heraus angerührt und wird immer stabiler. Noch im November brach man gegen Chelsea (0:5) auseinander - 14 Gegentore in der Gruppenphase der Champions League waren Höchstwert aller für das Achtelfinale qualifizierter Teams. Das Augenmerk auf die Abwehr zu legen, scheint alternativlos. Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder lobte bei Sky: «Schalke hat sich gut verkauft und defensiv die Marschroute bis auf zwei Szenen vernünftig umgesetzt.»

3. HARMLOSE OFFENSIVE: Ausfälle wie Jefferson Farfan oder Julian Draxler schmerzen Schalke. Die taktische Flexibilität im Angriff ist eingeschränkt. Neun Tore in sieben Spielen der Champions League sind unter dem Durchschnitt. Und für den einzigen Klassemann läuft das Jahr 2015 denkbar schlecht. Durch die komplett überflüssige Rote Karte im Auftaktspiel gegen Hannover nahm sich Klaas-Jan Huntelaar in der Bundesliga für vier Spiele quasi selbst aus dem Rennen. Nun folgte nach einer halben Stunde gegen Real das schmerzhafte Aus mit einer schweren Unterschenkelprellung. Schalke muss hoffen, dass der Niederländer bald wieder bereit zum Tore schießen ist.

4. JUGEND FORSCH: Zwei 19-Jährige haben einen Trend bestätigt. Torwart Timon Wellenreuther und Felix Platte zeigten auch gegen Real, das die Jugend bei Schalke immer eine Chance hat. Nach Julian Draxler, Max Meyer oder Leon Goretzka stehen schon wieder zwei Teenager mit Perspektive parat. Platte drosch den Ball an die Latte. «Ich stand da rum und hab dann einfach mal draufgehalten. Schade, dass der nicht reingegangen ist», sagte er. Wellenreuther parierte gegen Ronaldo und ärgerte sich doch über zwei Gegentore. «Beide Jungs haben ein gutes Spiel gemacht und gezeigt, dass sie ein große Zukunft vor sich haben können», sagte Trainer Di Matteo.

5. DIE CHANCE IN DER NIEDERLAGE: Lamentieren nützt nichts. Aus dem Gefühl, eine Demütigung wie beim 1:6 im Vorjahr vermieden zu haben, kann Schalke Kraft finden, um den nächsten Auftritt in der Champions League möglich zu machen. Platz drei ist in der Bundesliga das Minimalziel - so selbstbewusst ist man dann doch. Und es stehen wegweisende Spiele an. Gegen Werder Bremen muss am Samstag das Team der Rückrunde in Schach gehalten werden. Dann kommt es zum Duell bei Borussia Dortmund. Ein Sieg im Revierderby kann die Stimmung für den Rest der Rückrunde positiv beeinflussen. Das Rückspiel zehn Tage später in Madrid hat dagegen kaum noch sportlichen Wert.

dpa