Fahrgastverband fordert Schlichtung im Bahn-Tarifstreit

Im Tarifstreit zwischen Lokführern und Deutscher Bahn ist weiter kein Ende abzusehen. Foto: Peter Steffen
Im Tarifstreit zwischen Lokführern und Deutscher Bahn ist weiter kein Ende abzusehen. Foto: Peter Steffen

Streiks ohne Ende? Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert, den seit Monaten andauernden Tarifstreit mit der GDL von einem externen Vermittler schlichten zu lassen. Reisende wissen derweil noch immer nicht, wann der schon angekündigte nächste Ausstand beginnen soll. Vor dem angekündigten erneuten Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat der Fahrgast-verband Pro Bahn den Einsatz eines Schlichters in dem Dauerkonflikt gefordert. «Für die Fahrgäste ist die ganze Situation alles andere als lustig», sagte der Sprecher des Verbandes, Gerd Aschoff, der «Passauer Neuen Presse».

Nachdem es gestern weitere Gespräche zwischen der Deutschen Bahn und der GDL gegeben hatte, blieben der Beginn und die Länge des möglichen nächsten Ausstands zunächst weiter offen. «Diese Auseinandersetzung wird auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen», kritisierte Aschoff. «Uns fehlt dafür das Verständnis.» Viele Menschen fragten sich, «ob bei diesem Tarifstreit überhaupt noch jemand durchblickt, und wünschen sich einen Schlichter».

Zwar sei ein solches Vorgehen «rechtlich problematisch» und auf die Verhandlungen mit der GDL schwer anzuwenden. «Aber eine Moderation, eine Mediation - das wäre schon vorstellbar», sagte Aschoff.

Als Kandidaten nannte er den früheren Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi, Karl Heinz Daehre, den früheren Verkehrsminister von Sachsen-Anhalt, oder Ex-EKD-Chef Nikolaus Schneider. Die Frage einer Zwangsschlichtung ist auch ein wichtiger Aspekt in der Debatte um das geplante Gesetz zur Tarifeinheit, das die GDL massiv kritisiert.

Für die Kunden der Deutschen Bahn bleibt die Planung der nächsten Tage derweil unsicher. Es schien zuletzt aber auch möglich, dass die GDL ihren bereits am Mittwoch angekündigten Ausstand doch noch abbläst. Ein konkreter Streiktermin wurde bisher nicht genannt.

Die Bahn hatte am Donnerstag versucht, die Gewerkschaft umzustimmen. «Ja, wir reden miteinander, wir sind in Kontakt», sagte Personalchef Ulrich Weber. «Wir werden uns bemühen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, bevor wir ein Ergebnis haben.»

Der Vorsitzende des Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, rief beide Seiten auf, die Verhandlungen fortzuführen. «Es ist jetzt nicht die Zeit für Eskalation, sondern für intensive Verhandlungen», sagte er dem «Tagesspiegel». In der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» brachte auch er eine Schlichtung ins Spiel. Die GDL ist Mitglied im Beamtenbund.

Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) schlug zur Konfliktlösung ebenfalls einen externen Vermittler vor. Zunächst sollten Bahn und GDL Organisations- und Arbeitsbedingungen zu trennen versuchen. «Und wenn sie damit nicht weiterkommen, dann sollen sie in Gottes Namen einen Schlichter einladen, der ihnen dabei hilft», sagte Biedenkopf im MDR. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnte vor großen Schäden für die Wirtschaft.

Die GDL-Spitzengremien hatten am Mittwoch die Fortsetzung des im November unterbrochenen Arbeitskampfes beschlossen, ohne Details zu nennen. Bahn-Manager Weber zeigte sich verhalten optimistisch: «Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Wir sind nah an einer Verständigung.»

Er wiederholte, dass es aus seiner Sicht für die GDL keinen Anlass gebe, «die Republik lahmzulegen». Die Lokführer hatten im Herbst sechs Mal gestreikt und dabei die Dauer des Ausstands stets verlängert. Der Zugverkehr wurde bundesweit stark eingeschränkt.

In der vorigen Woche erklärte die GDL die Tarifverhandlungen nun abermals für gescheitert. Zur Begründung hieß es, die Bahn sei von ihrer Zusage aus dem Dezember abgerückt, dass die GDL eigenständig und unabhängig von der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandeln dürfe. Weil die Bahn es ablehnte, ein Neun-Punkte-Papier mit GDL-Positionen zu unterzeichnen, beschloss die GDL den Streik. Die Bahn will anders als die GDL unterschiedliche Tarifregeln für ein und dieselbe Berufsgruppe vermeiden.

dpa