AOK: Wildwuchs bei Kliniken gefährdet Patienten

Die AOK kritisiert, dass es in Kliniken deutschlandweit keine flächendeckend gute Versorgung der Patienten gebe. Foto: Angelika Warmuth
Die AOK kritisiert, dass es in Kliniken deutschlandweit keine flächendeckend gute Versorgung der Patienten gebe. Foto: Angelika Warmuth

Krebspatienten können Glück haben und an eine Klinik mit hohen Standards geraten. Bei vielen anderen Krankheiten ist die Wahrscheinlichkeit laut AOK höher, in eine vergleichsweise schlechte Klinik zu kommen. Enorme Qualitätsunterschiede bei den Kran-kenhäusern und Wildwuchs bei spezia-lisierten Behandlungszentren verhindern nach Angaben der AOK eine flächendeckend gute Versorgung der Patienten. Bund und Länder müssten bei ihrer Klinikreform insbesondere den Weg für die Einrichtung vieler weiterer solcher Zentren ebnen. 

Aber anders als heute mit klaren Qualitätsstandards, forderte Uwe Deh, Vorstand des AOK-Bundesverbandes, bei der Vorstellung des «Krankenhaus-Report 2015» am Freitag (20. Februar) in Berlin.  Die Reform dürfe nicht nur eine große Finanzspritze für Kliniken werden. Heute stünden Patienten, aber auch Gesundheits-Fachleute vor dem Problem, die existierenden «Perlen» unter den Kliniken zu finden, sagte der Klinikexperte des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Jörg Friedrich. Viele sogenannte spezialisierte Zentren seien dies nur laut Türschild, aber nicht wirklich, kritisierte Deh.

Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem sagte: «Die Krankenhauslandschaft würde heute am grünen Tisch niemand so designen.» Laut Deh gab es aber zuletzt auch Fortschritte: «Trotz der fehlenden Orientierung aus der Gesundheitspolitik hat der Strukturwandel funktioniert.» Bestehende Krebs-Zentren mit aussagekräftigen Zertifikaten der Deutschen Krebsgesellschaft hätten die Behandlungsergebnisse der Patienten verbessert. Wasem meinte: «Es gibt entweder Krankenhäuser, die brauchen wir dringend, oder welche, die können wir schließen - dazwischen gibt's eigentlich nichts.»

Simone Wesselmann, Bereichsleiterin Zertifizierung der Krebsgesellschaft, erläuterte, es gebe heute 1010 Zentren an Kliniken, in denen Tumorpatienten erwiesenermaßen besser behandelt werden könnten als in anderen Kliniken. Wenn eine Abteilung kein solches Zertifikat aufweisen könne, dann sei oft der Grund, dass sie Mindeststandards verfehle. So müssten sie bei Brustkrebs die Erfahrung von mindestens 100 Fällen im Jahr nachweisen, bei Lungenkrebs gelte die Schwelle von 200 Fällen. Sinnvoll sei die Bildung von Zentren bei allen Therapien, wo mehrere Fachdisziplinen gebraucht würden, etwa auch bei Diabetes.

dpa