BIHK Präsident: "Betriebe gehen die Azubis aus"

Auch 2014 sinkt die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge

Die bayerischen Unternehmen haben trotz aller Anstrengungen in der Lehrlings-Akquise auch im Jahr 2014 wieder weniger neue Ausbildungsverträge abschließen können. Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung 53.423 Auszubildende neu ein, 1,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bereits 2013 war die Zahl der Neu-Verträge um 5,6 Prozent geschrumpft. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) hervor.

‎„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen ‎schlichtweg die Azubis aus und stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor ‎riesige Probleme“, sagt Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages. Besonders groß ist der Azubimangel im Freistaat in den kaufmännischen Berufen (minus 6,5 Prozent). Aber auch in den gewerblich-technischen  Berufen wurden weniger Verträge abgeschlossen (minus 4 Prozent).

‎„Das Problem geht quer durch alle Branchen“, so Sasse. ‎Insgesamt wurden den Arbeitsagenturen in Bayern im vergangenen Jahr‎ ‎‎(Stichtag 30.September) ‎95.298‎‎ ‎freie ‎Ausbildungsplätze gemeldet. Davon blieben ‎jedoch mehr als ‎24.820 ‎‎unbesetzt. ‎Gleichzeitig wurden nur noch ‎10.455 unversorgte ‎‎Ausbildungsbewerber ‎verzeichnet.‎

‎„Es ist höchste Zeit, zu handeln“, mahnt Sasse. Erforderlich seien vor allem ‎gesellschaftliches Umdenken und die Abkehr vom vorherrschenden ‎Akademisierungswahn. „Die duale Ausbildung muss wieder als attraktive und echte ‎Alternative zum Studium wahrgenommen werden“, fordert der BIHK-Präsident. Noch ‎immer würden die Karrierechancen nach der betrieblichen Ausbildung und die ‎‎Fortbildungsmöglichkeiten über Meisterkurse bis zum Hochschulstudium unterschätzt.‎

‎Aber auch die Unternehmen müssten die Ausbildung noch stärker zur Chefsache ‎machen und auch neue Bewerbergruppen ansprechen, appelliert der BIHK-Präsident. ‎Sasse empfiehlt allen Unternehmen, frühzeitig auf Schüler zuzugehen, auch Absolventen ‎mit ‎weniger guten Noten eine Chance zu geben und neue Angebote wie Duales ‎Studium ‎und Teilzeitausbildungen einzuführen. Darüber hinaus müssten auch Studienabbrecher ‎stärker in den Fokus der Ausbildungsbetriebe rücken.‎

Zusätzlich setzen sich die bayerischen IHKs für die gesicherte betriebliche Ausbildung von Flüchtlingen ‎zu Fachkräften ein. Mit dem von der IHK entwickelten „Modell 3+2“ könnten mehr ‎Unternehmen für die Ausbildung junger Flüchtlinge gewonnen werden, unterstreicht ‎Sasse. Das Modell sehe vor, dass Jugendliche während der Ausbildung sowie zwei Jahre ‎danach nicht abgeschoben werden dürfen. „Das gibt den Betrieben, die in die Ausbildung ‎von Flüchtlingen investieren, die notwendige Rechts- und Planungssicherheit“, so der B‎IHK-Präsident.‎

Insgesamt sind 31.260 IHK-Unternehmen in Bayern in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.

dpa