Volkswagen und BMW weiter auf Rekordjagd

VW-Chef Martin Winterkorn hat unter anderem mit Wirtschaftsflauten in Russland und Brasilien zu kämpfen. Foto: Jochen Lübke
VW-Chef Martin Winterkorn hat unter anderem mit Wirtschaftsflauten in Russland und Brasilien zu kämpfen. Foto: Jochen Lübke

VW will weltgrößter Autobauer werden, BMW in der Oberklasse Spitze bleiben. Während die Münchner ihre Führungsriege dafür schon geräuschlos neu aufgestellt haben, müssen die Wolfsburger erst noch einen neuen Chef suchen. Und ein möglicher Kandidat kommt von BMW. Volkswagen holt allen Unsicherheiten und Krisen zum Trotz zur Attacke aus. Während wichtige Automärkte wie Russland oder Brasilien am Boden liegen und die Branche nur noch auf wenige Wachstumstreiber vertrauen kann, macht Konzernchef Martin Winterkorn eine Kampfansage in Richtung des Erzrivalen Toyota. 

«Wir setzen jetzt zum Überholmanöver an», sagte er in Berlin bei der Bilanzvorlage. Winterkorn will nicht nur bei den Verkaufszahlen an Toyota vorbei, sondern auch beim Gewinn. Zeitgleich legte einige hundert Kilometer weiter südlich BMW knapp eine Woche vor der eigenen Bilanz-Pressekonferenz ebenfalls Zahlen vor - und verkündete, kurz vor dem geräuschlosen Führungswechsel von Norbert Reithofer zu Harald Krüger, das fünfte Rekordjahr in Folge.

Das Ziel von BMW ist längst nicht mehr die Eroberung der Spitze, sondern die Verteidigung der Führungsposition im Nobel-Segment des Autobaus. Doch die beiden Hersteller sind kaum zu vergleichen.

VW ist gemessen am Umsatz weit mehr als doppelt so groß und gemessen an der Mitarbeiterzahl fünfmal so gewaltig wie die Münchner. Während BMW sich fast ganz auf die Oberklasse konzentriert, ist VW ein Mehrmarken-Gigant und setzt neben der lukrativen Oberklasse auch auf Massenfertigung. Und doch gibt es etliche Berührungspunkte.

Beide Hersteller bekommen Probleme auf vielen Märkten zu spüren. «Über dem Autojahr 2015 stehen große Fragezeichen», betonte Winterkorn. Neben den Markteinbrüchen in Brasilien und Russland kosten neue Technologien zur CO2-Reduzierung und für vernetzte Autos eine Menge Geld. Auch BMW muss viel investieren, die weltweiten Unsicherheiten treiben den scheidenden Chef Reithofer ebenfalls um.

So machten es politische Krisen für Autobauer zunehmend schwierig, langfristig zu planen, hatte der Manager auf dem Autosalon in Genf erklärt. In manchen Weltregionen sei die Lage immer schwieriger zu kalkulieren. Man habe viele Pläne für den Wachstumsmarkt Russland gehabt, die über Jahre funktioniert hätten - und mit einem Schlag Makulatur waren. So etwas passiere möglicherweise bald noch häufiger.

BMW stellt sich dafür in diesem Jahr personell neu auf. Gewohnt geräuschlos und ohne große öffentliche Debatte wechseln die Münchner an der Spitze durch: Auf Reithofer folgt Produktionschef Harald Krüger, Reithofer beerbt Joachim Milberg als Aufsichtsratschef.

Bei VW ist die Suche nach einem möglichen Nachfolger für Winterkorn nicht entschieden. Ein Kandidat ist der neue Chef der Marke VW, Herbert Diess, der im Sommer seinen Posten antritt. Er kommt von BMW - und galt dort neben Krüger als möglicher Nachfolger für Reithofer.

dpa