US-Notenbank: Zinserhöhung nicht vor Juni - oder später

Die US-Notenbank Federal Reserve denkt derzeit über Zinsanhebungen nach. Foto: Arno Burgi/Illustration
Die US-Notenbank Federal Reserve denkt derzeit über Zinsanhebungen nach. Foto: Arno Burgi/Illustration

Die US-Notenbank öffnet wie erwartet die Tür für eine Zinserhöhung. Doch wann sie den entscheidenden Schritt wagt, bleibt offen. Alles hänge von künftigen Wirtschaftsdaten ab, erklärt Fed-Chefin Yellen. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bewegt sich vorsichtig auf ihre erste Leitzinserhöhung seit rund neun Jahren zu. Sie strich in ihrer geldpolitischen Mitteilung am Mittwoch den bisher genutzten Passus, bei der geplanten Normalisierung der Geldpolitik «geduldig» zu bleiben. Man wolle eine Anhebung in einer der nächsten Sitzungen nicht ausschließen, sagte Fed-Chefin Janet Yellen.

Jedoch sei es wegen der niedrigen Inflation und einer leicht abgekühlten Konjunktur unwahrscheinlich, dass der Leitzins schon bei ihrem nächsten Treffen im April angehoben werde, teilten die Notenbanker in Washington mit. Damit dürfte er mindestens bis zum 17. Juni auf dem Allzeit-Tief zwischen null und 0,25 Prozent bleiben, wo er seit der schweren Finanzkrise 2008 liegt.

Analysten rechneten schon lange mit einer Zinserhöhung Mitte dieses Jahres. Manche halten aber auch einen späteren Zeitpunkt für möglich. Im Gegensatz zu den meisten anderen mächtigen Notenbanken hat die Fed die Märkte bereits auf eine Zinswende nach oben eingestimmt.

Die US-Börsen reagierten mit einem Kursfeuerwerk auf die Mitteilung der Zentralbank. Der Euro legte im Vergleich zum Dollar deutlich zu.

Der 17 Mitglieder starke sogenannte Offenmarktausschuss der Fed äußerte sich nach einer zweitägigen Sitzung in der Mitteilung betont vorsichtig. Die Streichung des Wortes «Geduld» bedeute nicht, dass eine Entscheidung über den Zeitpunkt einer Zinserhöhung gefallen sei, sagte Yellen. Es «bedeutet nicht, dass wir ungeduldig sein werden».

Zuvor müsse sich der US-Arbeitsmarkt weiter erholen und Zuversicht bestehen, dass die Inflationsrate sich dem Zielwert von 2,0 Prozent annähere. Zwar liege die Erwerbslosenquote mit 5,5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit fast sieben Jahren und dürfte weiter fallen. Doch die Inflationsrate lag zuletzt sogar nur bei minus 0,1 Prozent. Der starke Dollar dürfte den Preisauftrieb noch länger drücken, meinte Yellen. «Unsere Politik hängt von den Daten ab, und wir müssen auf einlaufende Daten reagieren. Natürlich können wir keine Gewissheit bieten.»

Die Fed senkte ihren Wachstumsausblick für dieses Jahr und für die kommenden Jahre leicht. Statt mit 2,6 bis 3,0 Prozent rechnet sie nur noch mit 2,3 bis 2,7 Prozent Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt 2015. Ähnliche Werte sieht sie für 2016 und 2017.

Hinsichtlich der Entwicklung der Verbraucherpreise geht die US-Zentralbank von Inflationsraten zwischen 0,6 und 0,8 Prozent für das laufende Jahr aus. Erst 2017 solle die Teuerung wieder die Zielmarke von 2,0 Prozent erreichen.

Deutlich vorsichtiger als zuletzt gaben sich die Ausschussmitglieder in der Frage, wie sich der Leitzins entwickelt. Sie gehen im Schnitt davon aus, dass der Zins zum Jahresende bei 0,5 bis 0,75 Prozent liegen werde. Bis Ende 2016 steige er dann auf 1,75 bis 2,0 Prozent. Zuvor waren diese Werte deutlich höher eingeschätzt worden.

dpa