Volkssport Versicherungswechsel: Autofahrer auf dem Sprung

Autofahrer zeichnen sich nicht durch Treue aus. Sie wechseln häufig ihre Kfz-Versicherung. Foto: Peter Kneffel
Autofahrer zeichnen sich nicht durch Treue aus. Sie wechseln häufig ihre Kfz-Versicherung. Foto: Peter Kneffel

Vergleichsportale im Internet haben den Konkurrenzkampf unter den Autoversicherern angeheizt: Viele Kunden wechseln jedes Jahr den Anbieter, um Geld zu sparen. Die Huk-Coburg hat den einstigen Marktführer Allianz nach der Zahl der Verträge längst abgehängt. Die Suche nach der günstigsten Auto-versicherung hat sich in Deutschland zu einem Volkssport entwickelt. Bei kaum einer anderen Versicherung sind die Kunden so sprunghaft wie bei der Kfz-Haftpflicht - der Billigste macht das Rennen.

Durch Vergleichsportale im Internet wie Check24 oder Verivox hat sich das Wechseltempo nochmals erhöht. «Ein großer Anteil der Kunden wechselt jedes Jahr», sagt Daniel Friedheim von Check24, das zuletzt rund 750 000 Kfz-Verträge vermittelte. Nach Berechnungen des Meinungsforschungsinstituts YouGov haben im vergangenen Jahr mehr als zwei Millionen Kunden den Kfz-Versicherer gewechselt - und damit 17 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Um mithalten zu können, liefern sich die Anbieter seit Jahren einen harten Preiskampf. Rund ein Drittel des Marktes teilen sich die beiden Riesen Huk-Coburg und Allianz untereinander auf: Auf Platz eins nach der Anzahl der Verträge steht die Huk-Coburg. Das fränkische Unternehmen hatte die Allianz vor einigen Jahren erstmals in der Kfz-Versicherung überholt und den Abstand seitdem weiter ausgebaut. Während die Allianz nach der letzten Wechselrunde zum Kündigungsstichtag 30. November 2014 rund 8,2 Millionen Fahrzeuge zählte, kam die Huk-Coburg auf 10,3 Millionen Autos.

Die Zeiten, in denen es zwischen den beiden Kontrahenten um die Frage ging, ob Motorräder mitgezählt werden oder nicht, sind lange vorbei - inzwischen ist der Abstand so groß, dass sich diese Zahlen nicht mehr auf die Rangfolge auswirken. Neben den beiden Riesen buhlen aber auch noch mehr als 90 andere Versicherer um Kunden für die Kfz-Haftpflicht, die in Deutschland jeder Fahrzeughalter für Auto, Motorrad, Quad oder Traktor abschließen muss. «Ohne sie darf kein motorisiertes Fahrzeug auf die Straße», heißt es beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft GDV. Insgesamt gibt es nach Angaben des Verbandes gut 60 Millionen Kfz-Haftpflichtverträge und zusätzlich rund 45 Millionen freiwillige Teil- und Vollkaskoverträge. «Der Kuchen wird insgesamt nicht größer», sagt ein Sprecher.

Für die Kunden zahlt sich der Wettstreit der Versicherer aus: Während sie vor 20 Jahren im Schnitt 289 Euro pro Jahr für die Kfz-Haftpflicht zahlten, waren es nach GDV-Angaben im Jahr 2013 noch 237 Euro. Grund für den Rückgang war vor allem ein radikaler Preiskampf der Versicherer in den Jahren 2005 bis 2010, der die Prämien Jahr für Jahr purzeln ließ. Damit haben sie sich selbst allerdings keinen Gefallen getan und am Ende Geld draufgelegt. «Wir haben in dem Markt jahrelang keine schwarzen Zahlen gesehen», sagt ein Sprecher der Huk-Coburg. Eine Folge: Mit dem niederländischen Unternehmen Ineas ging erstmals seit Kriegsende ein in Deutschland tätiger Kfz-Versicherer in die Insolvenz.

Seit 2011 ziehen die Preise wieder an. Für das vergangene Jahr rechnet der GDV im Schnitt mit einem Plus von drei Prozent für die Kfz-Haftpflicht. Die Preisunterschiede zwischen einzelnen Versicherern sind aber groß. Das Vergleichsportal Verivox kommt je nach Vertrag auf Unterschiede von 850 Euro pro Jahr bei einer Kfz-Haftpflicht mit Vollkasko zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter.

dpa