Mumford & Sons: Der Folk ist weg

Mumford & Sons stöpseln die Gitarre ein: Die Briten haben die ausgetretenen Pfade verlassen und sind zu neuen Ufern aufgebrochen. Foto: Universal Music
Mumford & Sons stöpseln die Gitarre ein: Die Briten haben die ausgetretenen Pfade verlassen und sind zu neuen Ufern aufgebrochen. Foto: Universal Music

Ihre ersten beiden Alben ähnelten sich sehr. Auf der neuen Platte «Wilder Mind» streichen die als Folk-Rocker bekanntgewordenen Mumford & Sons die Akustik-Instrumente aus dem Programm. Das ist mutig. Was passiert, wenn eine Band ihr Markenzeichen ablegt? Sie klingt plötzlich wie viele andere. Was bereits in der ersten Single-Auskopplung aus dem neuen Album von Mumford & Sons anklang, bestätigen die restlichen elf Songs auf der Platte: Der Folk ist weg.

An die Stelle des munteren und gleichzeitig andächtigen Akustik-Sounds der Briten sind auf «Wilder Mind» pop-rockige Songs in mittlerem Tempo getreten.

«Es ist kein Statement, wir haben auch nichts gegen unseren alten Sound und sagen nicht für die Zukunft voraus, ob irgendwann wieder mehr akustische Instrumente zu hören sein werden», sagt Keyboarder Ben Lovett der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist anders!», resümiert Bassist Ted Dwane. «Es ist so eine Art Querschnitt aus uns vier unterschiedlichen Menschen und Geschichten. Aber die Gemeinsamkeit ist, dass wir eine Band sind und miteinander verbunden.»

Die Briten feierten mit ihren Alben «Sigh No More» und «Babel» riesige Erfolge: Trotz Straßenmusiker-Image gingen sie auf Welttournee, nahmen nahezu jede Veranstaltung mit und wurden Headliner großer Festivals - mit Musik, die am besten in muckelige Londoner Pubs zu passen schien. 

Die Single-Auskopplung «Believe» ließ nun bereits ahnen, dass die Band auf einem neuen Kurs ist. Das Magazin «Rolling Stone» nannte den Song eine «reduzierte Fassung von Coldplay».

Poppig flirren E-Gitarren hinter dem Gesang von Frontmann Marcus Mumford, ein Klavier klimpert, dann kommt ein Schlagzeug hinzu. Ab der zweiten Minute leitet ein Gitarrensolo «Believe» dann aber doch zu alten Erfolgs-Mustern: der treibende Rhythmus der Trommeln, das Hymnenhafte des Gesangs von Mumford. Doch die Steigerung im Song flacht rasch wieder ab, auf die harmonische Mehrstimmigkeit wird verzichtet. Der Zauber von Basstrommel, Country-Gitarre, Banjo und Kontrabass ist einfach nicht mehr da.

Stattdessen startet etwa «The Wolf» mit lauten Gitarren, am Ende des Refrains singt Mumford eindringlich: «You were all I ever longed for» (Du warst alles, wonach ich mich je gesehnt habe). In vielen Songs geht es um die Liebe, um Verlangen, Beziehungsende. Die meisten sind ruhig, balladig, nachdenklich. Der Titel, der den Namen des Albums trägt, hinterlässt den Hörer in einer Mischung aus Melancholie und Aufbruchstimmung. «Monster» pulsiert ruhig.

Bereits auf «Babel» deutete sich eine Weiterentwicklung des Sounds der Band an. Anders als auf «Sigh No More» waren nicht nur Akustik-Instrumente und Bläser zu hören, es mischten sich schon elektronische Klänge ein. Es war aber immer noch diese muntere, verspielte Musik, die auch live so gut funktionierte. Dann standen die vier minutenlang am Rande der Bühne, ließen die Instrumente vor den Bäuchen hängen und sangen nur - die Menge tobte.

Die neuen Songs funktionieren sicherlich auf großen Bühnen - und vielleicht sogar besser denn je. Produziert wurden sie von James Ford, der Indie-Rock-Bands wie Arctic Monkeys oder Klaxons mischte. Er habe die Ideen der Band fokussiert, sagt Lovett. «Ich glaube, dass diejenigen, die sich bis hierhin mit uns auf die Reise begeben haben, sicherlich - und hoffentlich - auch weiterhin mit uns reisen.» Akustik-Instrumente zu spielen sei eine gute Disziplin gewesen, sagt Dwane. «Aber es macht viel mehr Spaß, ein Kabel in einen Verstärker zu stecken - es ist irgendwie einfacher.»

dpa