IWF rät US-Notenbank erst 2016 zu Zinserhöhung

Der internationale Währungsfonds rät der Die US-Notenbank, ihre erste Leitzinserhöhung seit 2006 auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Foto: Arno Burgi/Archiv
Der internationale Währungsfonds rät der Die US-Notenbank, ihre erste Leitzinserhöhung seit 2006 auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Foto: Arno Burgi/Archiv

Die Zinserhöhung in den USA in diesem Jahr galt bisher als klare Sache - auch für den IWF. Doch der internationale Krisenhelfer zieht die Notbremse und ruft die US-Notenbank zum Stillhalten auf. Wie reagiert die Fed nun? Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die US-Notenbank aufgerufen, ihre geplante Zins-erhöhung auf das kommende Jahr zu verschieben.

Das Risiko, die globale Wirtschaft mit einer vorzeitigen Anhebung in Probleme zu stürzen, sei derzeit zu groß, heißt es in einem Bericht von IWF-Experten nach Beratungen mit der US-Regierung. 

«Der Wirtschaft würde es mit einer Erhöhung Anfang 2016 besser gehen», sagte IWF-Chefin Lagarde. Die Börsen reagierten positiv auf die Forderung - grundsätzlich gelten steigende Zinsen als ungünstig für Aktienkurse.  Die Federal Reserve (Fed) sollte zunächst auf ein Anziehen der Löhne und der Inflation in den USA warten, so Lagarde. Momentan herrsche noch eine zu große Unsicherheit über die künftige Entwicklung der amerikanischen Konjunktur. Aufgrund des Rückgangs der Bruttoinlandsproduktes Anfang des Jahres und anderer Faktoren wie dem starken US-Dollar senkte der IWF seine Prognose für die weltgrößte Volkswirtschaft von 3,1 auf 2,5 Prozent in diesem Jahr.

Für 2016 hielt der IWF hingegen nahezu an der bisherigen Prognose fest und rechnet mit einem Plus von 3,0 Prozent. Die Voraussetzung für eine anhaltend gute Entwicklung sei gegeben. Der Arbeitsmarkt sei stark, dem Staatshaushalt gehe es besser und der niedrige Ölpreis verhelfe zu einer dynamischen Entwicklung, sagte Lagarde. Die zuletzt schwachen Daten seien wahrscheinlich eine vorübergehende Schwäche.

Eine große Gefahr sei, dass eine überhastete Zinserhöhung den Kapitalmärkten zu schnell Liquidität entziehe und die Konjunktur zum Erliegen bringe. Das könne weit über die US-Grenzen hinaus negative Konsequenzen bringen, die schlimmer sein und länger anhalten könnten als derzeit erwartet. Die Fed könne dann gezwungen werden, die Zinsen schnell wieder zu senken.

Derzeit liegt der Leitzins auf einem historischen Tiefstand zwischen null und 0,25 Prozent. Zuletzt hatte eine Mehrheit der Finanzexperten erwartet, dass die Fed im Herbst die Zinsen erhöht. Der IWF hatte diesen Zeitpunkt bislang unterstützt.

Unerwartet schwache US-Wirtschaftsdaten in den vergangenen Wochen und eine weiterhin sehr niedrige Inflation haben die Meinung des Krisenhelfers geändert. «Die Zinserhöhung kann ein bisschen warten», sagte Lagarde. Die nächste Zinsentscheidung der Fed fällt am 17. Juni. 

dpa