DFB-Team verliert 1:2 gegen die USA

Die deutsche Mannschaft enttäuscht in der zweiten Halbzeit und verliert gegen die USA verdient mit 1:2. Foto: Marius Becker
Die deutsche Mannschaft enttäuscht in der zweiten Halbzeit und verliert gegen die USA verdient mit 1:2. Foto: Marius Becker

Nur eine Halbzeit Fußball-Sommerspaß und der Sieger heißt Jürgen Klinsmann: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einen erfolgreichen Heim-Abschluss zum Ende einer komplizierten Saison verpasst und gegen die USA mit 1:2 (1:1) verloren.

Für das DFB-Team setzte es nach 40 lustvollen Minuten und dem Führungstreffer von Mario Götze (12. Minute) eine bittere Niederlage. Für Klinsmanns US-Boys erzielte Mix Diskerud (41.) und Bobby Wood vom Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue (87.) vor 40 348 Zuschauern in Köln die Treffer zum ersten Sieg im Land des vierfachen Weltmeisters. 

Mit einem Lattenkopfball verpasste der eingewechselte Sami Khedira (90.+4) am Ende noch den möglichen Ausgleich. «Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr, sehr zufrieden, in der zweiten Halbzeit sind uns zunehmend die Kräfte geschwunden», bilanzierte Bundestrainer Joachim Löw, der nach der Partie von seinem Amtsvorgänger Klinsmann freundschaftlich in den Arm genommen wurde. Am Samstag wird die Aufgabe für Löws Auswahl im EM-Qualifikationsspiel in Faro gegen Gibraltar allerdings leichter. Dann soll es vor dem Sommerurlaub den erwartete klaren Sieg und drei Punkte auf dem Weg zur EM 2016 geben.

Für Klinsmann war es «natürlich eine Riesensache, hier in Deutschland gewinnen zu dürfen. Das kommt ja nicht alle Tage vor.» Vor allem nach der Pause sah der US-Coach seine Jungs im Vorteil: «Wir hatten viel mehr Energie und sind zur Sache gegangen. Aber in Deutschland zu gewinnen und ein paar Tage zuvor in Holland. Das ist für den amerikanischen Fußball schon was außergewöhnliches.»

«Das Spiel heute war wichtig, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Klar wollten wir gewinnen. Aber man muss auch sehen, woher die Amerikaner kommen und woher wir kommen vom Fitness-Level. Ich gehe davon aus, dass wir gegen Gibraltar ein gutes Spiel zeigen», sagte Kapitän Bastian Schweinsteiger nach seinem 110. Länderspiel. «Wenn wir frühzeitig die Tore machen, dann sieht das anders aus hier. Gegen Gibraltar müssen wir unsere Torchancen nutzen», betonte Götze.

Löw hatte von seiner Mannschaft im letzten Heimspiel vor der Sommerpause Konzentration und Engagement gefordert, tatsächlich klappte das Umschalten vom Ferien- in den Wettkampfmodus erstaunlich gut. Die DFB-Elf demonstrierte, dass sie noch Lust auf Fußball hat, agierte spritzig und spielfreudig. Vor allem der Gladbacher Patrick Herrmann, den Löw als 75. Neuling in seiner Amtszeit aufs Feld schickte, wirkte belebend auf das deutsche Spiel.

Der 24-Jährige trat für einen Debütanten ungemein mutig und frech auf und leitete über die rechte Seite fast alle torgefährlichen Aktionen in der ersten Halbzeit ein. Nach der Pause baute er aber ebenso ab wie einige seiner Kollegen. Mesut Özil als kluger Ballverteiler und Götze bewiesen viel Zug zum Tor. Allerdings offenbarte der Münchner Götze wie auch der deutlich abfallende Wolfsburger Edelreservist André Schürrle erneut Mängel im Torabschluss, die Löw schon nach dem 2:0-Sieg im März in Georgien moniert hatte.

Der Abwehr merkte man an, dass sie in dieser Zusammensetzung bisher nicht zusammengespielt hat. Vor allem Lokalmatador Jonas Hector und Antonio Rüdiger offenbarten auf der linken Seite gelegentliche Abstimmungsprobleme. In der 41. Minute ließ sich die defensive Notformation von einem Diagonalpass von Bradley überrumpeln. Sebastian Rudy verlor seinen Gegenspieler Diskerud aus den Augen, der unbedrängt zum Ausgleich traf.

Die Kombinationsfreude war der deutschen Mannschaft von Beginn an anzumerken. Nach einem von Neuling Herrmann über rechts eingeleiteten Angriff lenkte Mario Götze den Ball schnell weiter auf Mesut Özil, dessen Schuss US-Keeper Brad Guzan zur ersten Parade zwang (7.). Fünf Minuten später belohnte sich die DFB-Elf für ihren schwungvollen Auftakt mit dem verdienten Führungstor - und wieder war Herrmann der Ausgangspunkt der Aktion. Der Gladbacher zog mit dem Ball am Fuß an mehreren Gegenspielern vorbei nach innen und passte auf den frei stehenden Götze, der keine Mühe hatte zu vollenden.

Vom Publikum für ihr mutiges Spiel mit Beifall auf offener Szene belohnt setzte die deutsche Elf ihren Gegner weiter unter Druck. Auf erneute Vorarbeit von Herrmann missglückte Götze der Abschluss, so dass Guzan diesmal keine Mühe hatte (31.). Zwei Minuten später versuchte Schürrle den US-Keeper mit dem Rücken zum Tor stehend vergeblich per Kopf zu überlisten.

Nach der Pause kam unter dem Jubel der Fans der Ex-Kölner Lukas Podolski für den schwachen Schürrle in die Partie, außerdem ersetzte Khedira trotz fehlender Spielpraxis auf der Sechser-Position Schweinsteiger. Vom Schwung der ersten 45 Minuten war in der deutschen Elf indes nun nicht mehr viel zu sehen, dafür übernahmen Klinsmanns US-Boys mehr und mehr das Kommando. Die frischer wirkenden Amerikaner nutzten die deutschen Defizite in der Rückwärtsbewegung mehrfach zu Vorstößen, blieben aber harmlos im Abschluss.

Herrmann und Özil setzten kaum noch Akzente nach vorne, Podolski fehlten Power und Lockerheit. Eine Kopfballchance von Khedira (66.) blieb die ganze Ausbeute in der zweiten Halbzeit. Löw brachte später mit Christoph Kramer, Karim Bellarabi und Max Kruse noch drei frische Kräfte in die Partie, doch zu dem vor der Pause gezeigten Kombinationsspiel fand das Team nicht mehr. Drei Minuten vor Schluss sorgte Wood mit einem platzierten Schuss aus 18 Metern für betretene Mienen auf der deutschen Bank.

dpa