Hintergrund der Cyber-Attacke auf Bundestag noch unklar

Das Netzwerk des Bundestags war mit Hilfe von E-Mails angegriffen und mit Schadsoftware infiziert worden. Foto: Kay Nietfeld
Das Netzwerk des Bundestags war mit Hilfe von E-Mails angegriffen und mit Schadsoftware infiziert worden. Foto: Kay Nietfeld

Wer steckt hinter dem Angriff auf das Netzwerk des Deutschen Bundestages? Diese Frage beschäftigt derzeit Sicherheitsexperten, darunter auch den finnischen Spezialisten Mikko Hypponen. Eine ganz heiße Spur hat aber auch er noch nicht entdecken können. Die Hintergründe des Cyber-Angriffs auf das Netzwerk des Deutschen Bundestages sind nach Einschätzung des renommierten Sicherheitsexperten Mikko Hypponen von F-Secure noch immer unklar.

Wegen der Art des Angriffs vermute man, dass ein Staat oder Geheimdienst dahinter stecke, sagte Hypponen der Deutschen Presse-Agentur auf einer Konferenz in Berlin. «Wir werden es hoffentlich bald genau herausfinden.» Bisher gebe es jedoch noch keine Anhaltspunkte für eine heiße Spur. Das Netzwerk des Parlaments war vor rund vier Wochen mit Hilfe von E-Mails angegriffen und mit Schadsoftware infiziert worden. Mit der jüngsten Attacke auf die Sicherheitsfirma Kaspersky habe die Cyber-Kriminalität nach Einschätzung von Hypponen ein ganz neues Niveau erreicht. «Wir sind heute das Ziel der Feinde, die wir bekämpfen.» Das sei vergleichbar mit einem Verstoß gegen die Genfer Konventionen, sagte er. Dass IT-Sicherheitsfirmen selbst zum Ziel würden, habe er sich zu Beginn seiner Arbeit bei dem finnischen Spezialisten F-Secure vor 25 Jahren nicht vorstellen können.

Kaspersky Lab war vor rund einer Woche Opfer einer hoch entwickelten Schadsoftware geworden. Der Schädling soll eine Weiterentwicklung des mit dem Computerwurm Stuxnet verwandten Duqu sein. Er soll sich im infizierten System fast unsichtbar machen. Bei jedem Entfernen starte sich der Schädling neu, sagte Hypponen. «Auch wir sind letzte Woche im Kreis gerannt.» Da die Programmierung als sehr aufwendig und ausgeklügelt gilt, gehen Experten davon aus, dass es sich um die Attacke eines Staates handelt.

Dass Kasperskys mit dem «worst case», den einer Sicherheitsfirma passieren kann, an die Öffentlichkeit gegangen ist, verdiene dabei große Hochachtung, sagte Hypponen. «Viele, viele Unternehmen hätten das nicht getan.»

dpa