Top oder Flop? - Gebrauchte Rechner kaufen

Insbesondere bei Notebooks ist der Gebrauchtkauf eine Abwägungssache. Die außergewöhnlich wertstabilen Macs sind ohnehin ein Sonderfall. Foto: Monique Wüstenhagen
Insbesondere bei Notebooks ist der Gebrauchtkauf eine Abwägungssache. Die außergewöhnlich wertstabilen Macs sind ohnehin ein Sonderfall. Foto: Monique Wüstenhagen

Für einen neuen Rechner dürften die meisten Anwender leicht zu begeistern sein. Die Aussicht, dafür mehrere Hundert Euro ausgeben zu müssen, wird aber kaum jemanden froh stimmen. Sind gebrauchte Desktop-PCs und Notebooks die Lösung? Ein klares Jein. Wer sich einen Rechner zulegen möchte, fragt sich vielleicht, ob es wirklich ein neues Gerät sein muss. Sind gebrauchte Rechner eine Alternative, gerade wenn das Budget gering ist? Oder wenn nach einem Totalverlust erst mal ganz schnell ein Ersatz her muss? Die Antwort: Abwägungssache.

Der Kauf gebrauchter PCs oder Notebooks ist für alle interessant, die nicht zwingend den neuesten Stand der Technik benötigen - aber auch nicht um jeden Preis, berichtet das «c't»-Magazin: Eine höhere Ausgabe als 180 bis 200 Euro lohne sich für einen Gebraucht-PC ohne besondere Ausstattung nicht. Denn ein neuer PC inklusive Windows 8.1 mit Bing sei schon ab 250 Euro zu haben: «Er dürfte drei Jahre lang für einfache Büroaufgaben und zum Websurfen reichen.» Wer sich für einen Gebraucht-PC entscheidet, sollte zunächst auf den Prozessor achten. Für Office reicht der «c't» zufolge ein flotter Doppelkernprozessor. Meiden sollte man den veralteten Core 2 Quad und Core 2 Duos mit weniger als 2,4 Gigahertz. Grundsätzlich seien auch für Büroanforderungen 4 GB Arbeitsspeicher (RAM) ratsam - der ist günstig nachrüstbar. Geräte mit altem DDR2-SDRAM-Speicher sollte man meiden. Und mit einer 120 Gigabyte (GB) großen SSD für 60 Euro verpasst man dem Gebraucht-Rechner einen Leistungsschub.

«Bei Laptops lohnt es sich in der Regel eher als bei Desktop-Rechnern, auf ein gebrauchtes Gerät zu setzen», meint Falko Hansen vom Telekommunikationsportal «Teltarif.de». Für Gamer könne es aber interessant sein, auf einen gebrauchten Desktop-PC mit der High-End-Grafikkarte der vorherigen Generation zu setzen. «Allerdings ist hier das Angebot nicht so umfangreich, da die Gebrauchtgeräte häufig aus Leasingverträgen von Firmen stammen», sagt Hansen.

Bei Notebooks ist ein Gebrauchtkauf noch mehr Abwägungssache als bei Desktop-PCs: Interessante Notebook-Gebrauchtpreise fanden die «c't»-Experten vor allem bei schnelleren Geräten mit einem Intel Core i5 der ersten oder zweiten Gneration: «Um 250 Euro gibt es Business Notebooks mit 12 bis 14 Zoll, praxistauglichen 4 Gigabyte Speicher und Platten ab 160 Gigabyte.» Diese ehemaligen Topmodelle rechnen den Angaben nach mindestens doppelt so schnell wie neue Notebooks mit Atom-Prozessor für um die 200 Euro. Diese seien dafür oft extrem leicht - und haben im Gegensatz zu Gebrauchtgeräten einen neuen Akku.

Bei Gebraucht-Notebooks muss man oft Abstriche bei der Auflösung machen. Meist erst ab 400 Euro gehe es über 1280 mal 800 Pixel hinaus, so die «c't». Auf der anderen Seite gebe es schon für 600 Euro neue Full-HD-13-Zöller mit SSD, die nur anderthalb Kilo wiegen.

Außerdem sollte man bedenken: «Je älter ein Notebook oder ein PC, desto höher ist die Chance, dass die Abnutzung von Tastatur beziehungsweise Touchpad, oder die Verschmutzung von Lüftern negativ ins Gewicht fällt», warnt Florian Holzbauer von der «Chip». Der Gesamtzustand sei im Zweifel wichtiger als das Alter. Gibt es Gehäuserisse, fehlende Tasten oder tote Pixel? «Solche Fehler, die der Verkäufer nennen sollte, reduzieren den Wert eines Gerätes viel stärker als ein vermeintlich alter Prozessor», sagt Holzbauer.

Während ein Office-Rechner gut und gerne fünf Jahre auf dem Buckel haben darf, gelte bei Gaming-PCs eine Zweijahresgrenze. «Älter sollte ein Gerät nicht sein, um auch alle aktuellen PC-Spiele noch bei ansprechender Grafikqualität spielen zu können», rät der Experte.

«Gebrauchte Rechner finden sich auf Online-Marktplätzen wie Ebay, dem Amazon Marketplace, aber auch in klassischen Onlineshops, wo Gebrauchtware wie Kundenrücksendungen oft als B-Ware oder per Sale günstiger verkauft werden», erklärt Holzbauer. Es gibt inzwischen auch viele Wiederaufbereiter, die gebrauchte Rechner aus Unternehmen teils mit neuen Komponenten und Windows-Lizenzen für den Verkauf aufrüsten. Selbst beim PC-Laden um die Ecke kann man fündig werden. Händler checken die Ware im Allgemeinen auf Fehler und geben ein oder zwei Jahre Gewährleistung.

Bei von privat angebotenen Waren muss man sich auf das Wort des Verkäufers verlassen. Denn Privatanbieter schließen eine Gewährleistung meist aus und dürfen das auch. Ihre Angebote finden sich etwa in Kleinanzeigen. Auch wichtig bei Privatkäufen: Lizenzfragen sind vor dem Kauf zu klären, so Holzbauer: «Ist das darauf installierte Windows eine offizielle, erworbene OEM- oder Retail-Version und somit gültig – auch für künftige Updates?» Diese Fragen sollte man auch zu jeder beigelegten Kaufsoftware stellen.

dpa