Kampf um Azubis verschärft sich

Die Betriebe in München haben auch heuer große Mühe, genügend Azubis zu finden. Bereits drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs ist absehbar, dass in den heimischen Unternehmen wieder Hunderte Lehrstellen unbesetzt bleiben. Momentan sind in der bayerischen Landeshauptstadt und im umliegenden Landkreis noch rund 5.300 Lehrstellen frei. Es gibt aber gleichzeitig nur noch rund 3.600 unversorgte Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht. „Die Betriebe wollen angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels eigenen Nachwuchs ausbilden, es fehlen aber immer häufiger die Bewerber“, sagt Eberhard Sasse, Präsident der IHK für München und Oberbayern.

Sasse begründet die Misere mit dem Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium sowie mit sinkenden Schulabgängerzahlen durch den demografischen Wandel. So ist die Zahl der Abgänger von Haupt- und Mittelschulen in Bayern seit Beginn der 1980er Jahre um zwei Drittel geschrumpft, von damals rund 76.000 jährlich auf aktuell 26.000. Besonders dramatisch ist der Azubi-Mangel im Einzelhandel sowie in Gastronomie und Hotellerie. Für angehende Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und Fachverkäufer sind noch 1.300 Stellen in Stadt und Landkreis frei. Aber nur rund 500 unversorgte Bewerber äußern einen entsprechenden Berufswunsch. Für Köche und Hotelfachleute sind noch 400 Ausbildungsplätze verfügbar – dem stehen nur 140 Interessenten gegenüber. Sasse unterstreicht, dass der Bewerbermangel quer durch alle Branchen geht: „In München und im umliegenden Landkreis sind noch 180 Lehrstellen für Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik frei. Dazu sind 200 Lehrstellen für Bank- oder Versicherungskaufleute und 350 Lehrstellen für Kaufleute Büromanagement unbesetzt.“

Der IHK-Präsident appelliert erneut an die Politik, den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen. Außerdem fordert Sasse die vollständige Umsetzung des „3+2“-Modells für junge Flüchtlinge. Nach diesem Vorschlag der bayerischen IHKs sollen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden dürfen. In der Landeshauptstadt und im Landkreis München befinden sich derzeit rund 600 jugendliche Asylsuchende in 30 berufsvorbereitenden Berufsschulklassen. „Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis eine große Chance, aber noch scheitern viele an mangelnder Planungssicherheit und der Bürokratie“, so Sasse.

Insgesamt sind derzeit 4.050 IHK-zugehörige Unternehmen in der Landeshauptstadt und im Landkreis München in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. 

hk