Cholesterin: Ein bisschen ist Muss, zu viel ein Risiko

Dem Herzen zuliebe kommen besser nicht zu häufig sehr cholesterinreiche Beläge aufs Brot. Cholesterin steckt in tierischen Produkten wie Kochschinken, Käse und Milch. Foto: beyond/Junos
Dem Herzen zuliebe kommen besser nicht zu häufig sehr cholesterinreiche Beläge aufs Brot. Cholesterin steckt in tierischen Produkten wie Kochschinken, Käse und Milch. Foto: beyond/Junos

Jeder kennt es - meist als etwas Negatives: Cholesterin. Dabei braucht der Körper den Stoff. Das Problem ist nur: Meist hat er zu viel davon. Und dann kann das Ganze gefährlich werden. In der Werbung macht Cholesterin vor allem durch eins auf sich aufmerksam: durch den Verzicht darauf. Wenig Cholesterin hier, noch weniger dort - das soll die Kunden zum Kauf verleiten. Denn Cholesterin gilt als gefährlich. Ob das stimmt, wird zum Tag des Cholesterins am 19. Juni geklärt.

Cholesterin an sich ist erstens gar kein Teufelswerk und zweitens spielt längst nicht nur die Ernährung bei den Cholesterinwerten eine Rolle. «Wir brauchen Cholesterin», sagt Stephan Bernhardt vom Hausärzteverband. Es ist ein wichtiger Bestandteil des Körpers, sagt Prof. Hans-Ulrich Klör, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga). Cholesterin stabilisiert die Zelloberfläche, sagt Klör. Außerdem werden etwa Geschlechtshormone aus Cholesterin hergestellt. Daher ist es ein lebensnotwendiger Stoff, den der Körper sogar selbst herstellt. Etwa 50 bis 60 Prozent bildet die Leber, erläutert Bernhardt. «Den geringeren Teil führen wir über die Nahrung zu.» Aber - und hier setzt auch die Werbung an: «Zu viel ist nicht gut», sagt Klör. Es ist wie bei so vielen Dingen: Die Dosis macht das Gift, so Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

«Darauf ist der Körper nicht eingestellt», sagt Klör. Das Cholesterin lagert sich an den Gefäßwänden ab, kann die Gefäße verstopfen. Und so gilt ein sehr hoher Cholesterinwert auch als Risikofaktor für Arteriosklerose. Wichtig ist in dem Zusammenhang das Level an LDL-Cholesterin, das «schlechte» Cholesterin. Es lagert sich eher ab - das «gute» HDL-Cholesterin nicht.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, nicht mehr als 300 Milligramm pro Tag aufzunehmen. Dafür muss man allerdings wissen, wo besonders viel Cholesterin drin steckt: Ein Ei etwa enthält schon 240 Milligramm. «Eier sind sehr cholesterinreiche Lebensmittel», sagt Gahl. Auch in rotem Fleisch steckt mehr Cholesterin als etwa in Fisch. Eine Scheibe Kochschinken enthält etwa 20 Milligramm. Mit einem Glas Milch à 0,2 Liter kommt man auf 25 Milligramm, mit einer Portion Butter à 20 Gramm schon auf 50 Milligramm.

Die cholesterinreichen Produkte müssen natürlich nicht zwangsläufig ganz aus den Menüs verschwinden - Maßhalten ist hier das Stichwort. Und Ernährung ist eben nicht alles: Ob eine hohe Cholesterinaufnahme durch Lebensmittel nämlich tatsächlich sehr schädlich ist, hängt auch vom Individuum ab. Hat der Einzelne weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa Bluthochdruck? Raucht er und bewegt sich wenig? Dies spielt bei der Bewertung des Cholesterinwertes mit hinein, erklärt Bernhardt. Ganz wichtig ist die familiäre Vorgeschichte: Hatten Verwandte schon Schlaganfälle, Bypässe?

Bei Patienten mit solch einer Kombination ist dann auch die Behandlungsweise eine andere. Kommt ein sonst gesunder Mensch in die Praxis, kann zunächst an der Ernährung geschraubt werden. Bestehen andere Risikofaktoren und der Patient hatte sogar schon einmal einen Schlaganfall, reicht es in der Regel nicht, auf positive Ergebnisse einer Ernährungsumstellung zu warten. Dort kommen schneller auch cholesterinsenkende Medikamente zum Einsatz, sagt Bernhardt.

Bei der Ernährung kann man auch etwas nachhelfen - wenn auch längst nicht so effektiv wie mit Medikamenten. So enthalten manche Nahrungsmittel aber Sulfide - sekundäre Pflanzenstoffe, die eine cholesterinsenkende Wirkung haben sollen. Dazu zählen zum Beispiel Lauch, Zwiebeln und Knoblauch, erklärt Gahl. Bernhardt empfiehlt neben einer bewussteren Ernährung und - je nach Fall - Medikamenten zudem Sport: «Durch Sport wird der Körper angeregt, Gefäße neu zu bilden, wenn es irgendwo eng wird.» So können Umgehungen für verschlossene Gefäße entstehen.

dpa