CD-Kritik: Richard Thompson auf Höhenflug 

Gesucht und gefunden: Richard Thompson und Jeff Tweedy. Foto: Zoran Orlick
Gesucht und gefunden: Richard Thompson und Jeff Tweedy. Foto: Zoran Orlick

Der Mann ist ein Phänomen: Weit mehr als 50 Alben hat Richard Thompson in den ver-gangenen Jahrzehnten veröffentlicht - solo, mit Linda oder mit diversen Projekten. «Still» ist die dritte Studioplatte in zwei Jahren.

War der Brite zu den Aufnahmen für den Vor-Vorgänger «Electric» noch nach Nashville in Buddy Millers Wohnzimmer gereist, so hat er das neue Werk in Chicago eingespielt, diesmal mit Jeff Tweedy als Produzent und Mitmusiker.

«Das stellte sich als wirklich gute Idee heraus», lobt der 66-Jährige die Zusammenarbeit mit dem Wilco-Frontman. 

«Auch wenn einige seiner Beiträge für den Zuhörer wohl eher subtil klingen, waren sie wirklich interessant, und seine Anregungen immer angemessen.» Herausgekommen ist die beste Thompson-Platte seit Jahren. Die zwölf Songs bieten seine typische eigenwillige Mischung aus Traditional Folk, melancholischen Balladen, Rockhymnen und Rock'n'Roll. Dennoch klingen seine zuweilen ziemlich verquer strukturierten Lieder hier geschliffener und eingängiger als auf vielen anderen Alben. Und das hört sich gut an.

Gleichzeitig kommt das intensive akustische wie elektrische Gitarrenspiel des Ausnahmekönners, der so ziemlich jeden Stil lässig aus dem Handgelenk schütteln kann, nicht zu kurz. Kurios das achtminütige Schlussstück «Guitar Heroes», in dem Thompson in einem bizarren Stilmix ausgiebig Vorbilder wie Django Reinhardt, Les Paul oder Chuck Berry zitiert, bevor er loslegt und seine eigenen markanten Register zieht.

«Für diese Platte eng mit ihm zusammenzuarbeiten, war eine echt lohnende Erfahrung, um nicht zu sagen, ein großartiger Kick», meint Tweedy. «Und er hält meine Serie am Leben, ausschließlich mit Künstlern zu arbeiten, die mich als Produzent gut aussehen lassen.» So kann man’s auch sehen.

dpa