Bundesagentur: Hartz-IV-Bürokratie bindet 12.000 Mitarbeiter

Viele Mitarbeiter müssen sich mit Themen wie orthopädischen Schuhen oder Tapetenkleister beschäftigen, anstatt Menschen in Arbeit zu bringen. Foto: Ole Spata/Archiv
Viele Mitarbeiter müssen sich mit Themen wie orthopädischen Schuhen oder Tapetenkleister beschäftigen, anstatt Menschen in Arbeit zu bringen. Foto: Ole Spata/Archiv

Die Bundesagentur für Arbeit könnte nach Einschätzung ihres Vorstandsmitglieds Heinrich Alt ohne die bürokratischen Hartz-IV-Regeln erheblich mehr für die Vermittlung von Arbeitslosen tun.

Hauptursache des Problems sei, dass es anstelle einer pauschalierten Geldleistung immer mehr einzelfallbezogene Zuschläge für Hartz-IV-Empfänger gebe, sagte Alt der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Deshalb stehe derzeit nur die Hälfte der Jobcenter-Mitarbeiter für Betreuung und Vermittlung zur Verfügung. Dies könnten jedoch nach einer «beherzten Reform» sicher 70 Prozent sein.

Alt rechnete vor: «Ohne eine einzige neue Stelle zu schaffen, könnten sich so rund 12 000 Fachkräfte zusätzlich darum kümmern, Bedürftige und Langzeitarbeitslose in eine existenzsichernde Arbeit zu bringen.» Als Beispiele für einzelfallbezogene Geldleistungen nannte er das sogenannte Duschgeld sowie Zuschläge für orthopädische Schuhe oder Tapetenkleister. Dabei sei die ursprüngliche Idee der Hartz-Reform gewesen, die stark einzelfallbezogene Sozialhilfe durch eine auskömmliche Pauschale abzulösen.

In der Praxis führten die Jobcenter derzeit für jede der 3,3 Millionen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften durchschnittlich 650 Blatt Akten, berichtete Alt.

dpa