Beim ARD-«Tatort» geht am Sonntag die Sommerpause los. Es war eine außer-gewöhnliche Sonntagskrimi-Saison: hohe Quoten, viele Leichen und erfolgreiche Neustarts gab es seit vergangenem Spätsommer. Die wohl stärkste Saison seit zwei Jahrzehnten geht beim ARD-Klassiker «Tatort» an diesem Sonntag zu Ende. Der Schweizer Fall «Schutzlos» rund um einen minderjährigen Asylbewerber in Luzern ist der letzte neue Krimi vor der mindestens achtwöchigen Sommer-pause.
Erst am letzten August-Sonntag oder ersten September-Sonntag geht es mit Erstausstrahlungen im Ersten weiter. Seit der letzten Sommerpause, die Ende August 2014 endete, standen 40 neue «Tatorte» im Programm des Ersten, davon 25 im Kalenderjahr 2015. Mit gut 13,2 Millionen Zuschauern die höchste «Tatort»-Einschaltquote seit 22 Jahren holte am 21. September der Krimi «Mord ist die beste Medizin» mit dem beliebten Team aus Münster: Thiel und Boerne, also Axel Prahl und Jan Josef Liefers. Zweiterfolgreichster Krimi der Saison 2014/15 war der andere Münster-«Tatort», der Film «Erkläre Chimäre» vom 31. Mai. Er kam auf 13,03 Millionen Zuschauer.
Auch in den Onlineplattformen war Münster am beliebtesten. In den ersten sieben Tagen nach der TV-Ausstrahlung wurden für «Erkläre Chimäre» 308 605 sogenannte Streamviews in «ARD Mediathek» und «Das Erste Mediathek» sowie auf der Website «daserste.de» (wozu auch «tatort.de» gehört) gezählt.
Als filmisch epochal galt der am 12. Oktober gezeigte hessische Film «Im Schmerz geboren» in Western-Manier mit Ulrich Tukur als Felix Murot. Er stellte auch einen absoluten «Tatort»-Leichenrekord auf. Die Experten von «Tatort-Fundus.de» zählten 51 Leichen. Der experimentelle Krimi räumte viele Fernsehpreise ab, darunter den überhaupt erst achten Grimme-Preis in der 45-jährigen «Tatort»-Geschichte.
Drei neue Teams traten in der Saison beziehungsweise bislang in diesem Jahr an: Am 22. März startete recht blutig das neue Berliner Team Meret Becker (als Nina Rubin) und Mark Waschke (als Robert Karow).
Am 12. April lief der erste vielversprechende Franken-«Tatort» mit Dagmar Manzel (als Paula Ringelhahn) und Fabian Hinrichs (als Felix Voss). Er hatte mit 12,21 Millionen TV-Zuschauern eine auffällig gute Quote.
Am 17. Mai hatten Margarita Broich und Wolfram Koch als Anna Janneke und Paul Brix in Frankfurt ihren Einstand - das visuell verspielte Psycho-Familiendrama blieb als einziger der neuen unter der Zehn-Millionen-Zuschauer-Marke bei der Zuschauerzahl.
Aus dem «Tatort»-Kosmos verabschiedete sich derweil nach 13 Jahren Boris Aljinovic. Sein Berliner Ermittler Stark trat im November letztmals im obskuren Hellseherin-Krimi «Vielleicht» auf, in dem die Figur Felix Stark «vielleicht» starb.
Nach 21 Fällen in sieben Jahren traten auch Simone Thomalla und Martin Wuttke als Saalfeld und Keppler in Leipzig ab sowie nach sieben Fällen in vier Jahren Joachim Król als Steier in Frankfurt.
Die zehn am häufigsten abgerufenen «Tatorte» aus den Onlineplattformen (1. Halbjahr 2015; Quelle: AGF/Nielsen, Streamviews in den ersten sieben Tagen nach Ausstrahlung):
- Erkläre Chimäre (31.5., Münster): 308 605 Streamviews
- Der Irre Iwan (01.1., Weimar): 268 948
- Der Himmel ist ein Platz auf Erden (12.4., Franken): 260 327
- Borowski und der Himmel über Kiel (25.1., Kiel): 259 160
- Hydra (11.1., Dortmund): 248 907
- Das Muli (22.3., Berlin): 225 575
- Borowski und die Kinder von Gaarden (29.3., Kiel): 221 711
- Die Wiederkehr (15.3., Bremen): 212 804
- Kälter als der Tod (17.5., Frankfurt): 210 936
- Schwerelos (03.5., Dortmund): 201 231
dpa