Nintendo-Visionär Iwata stirbt mit 55 Jahren

Iwatas größter Wurf war die 2006 gestartete Spielekonsole Wii. Foto: Andrew Gombert
Iwatas größter Wurf war die 2006 gestartete Spielekonsole Wii. Foto: Andrew Gombert

Satoru Iwata war der erste Chef von Nintendo, der nicht zur Gründerfamilie gehörte. Unter seiner Regie hatte die Firma einen riesigen Erfolg mit der Spielekonsole Wii. Sein Tod mit nur 55 Jahren reißt bei Nintendo eine große Lücke auf. Nintendo-Chef Satoru Iwata, einer der bekanntesten Visionäre der Videospiele-Branche, ist im Alter von 55 Jahren an Krebs gestorben.

Der japanische Spiele-Spezialist Nintendo verliert damit seine Führungsfigur in schwieriger Umbruch-Zeit: Das Geschäft wird von günstigen Smartphone-Games unter Druck gesetzt.

Als Nachfolgelösung sollen zunächst die Top-Manager Shigeru Miyamoto und Genyo Takeda Nintendo weiterführen, wie der Konzern am Montag ankündigte. Der 62-jährige Miyamoto genießt als Schöpfer von Spielen wie «Super Mario», «Zelda» oder «Donkey Kong» ebenfalls den Status einer Legende. Der 66-jährige Takeda ist für Geräte zuständig. Iwata war eine Ausnahmeerscheinung in der Chefetage eines Milliarden-Unternehmens: Ein passionierter Spiele-Programmierer, der in einen Manager-Job aufstieg. Das gab ihm zusätzliches Gewicht in der Branche und auch bei Entscheidungen innerhalb von Nintendo. «Auf meiner Visitenkarte bin ich ein Konzernpräsident. In meinem Kopf bin ich ein Spiele-Entwickler. In meinem Herzen bin ich ein Gamer», sagte Iwata bei einem Auftritt 2005.

Iwata wurde 2002 der erste Nintendo-Präsident, der nicht zur Nintendo-Gründerfamilie Yamauchi gehörte. Sein größter Wurf war die 2006 gestartete Spielekonsole Wii. Sie lockte mit ihrer bewegungsempfindlichen Steuerung viele Gelegenheitsspieler an und verkaufte sich deutlich besser als die technisch überlegenen Konsolen Playstation 3 von Sony und Xbox 360 von Microsoft. Nintendo verkaufte über 100 Millionen Wii-Geräte und mehr als 900 Millionen Spiele. Der Absatz des Nachfolgemodells Wii U blieb bisher jedoch weit hinter den Erwartungen zurück - das brachte Nintendo in den vergangenen Jahren herbe Verluste ein.

Vor die größte Herausforderung stellte Nintendo jedoch die vom iPhone begonnene Ära moderner Touchscreen-Smartphones. Der Konzern hatte mit dem Gameboy noch in den 80er Jahren die erste erfolgreiche mobile Spielekonsole herausgebracht, und Iwata konnte an die Erfolge zunächst mit dem klappbaren Modell DS mit zwei Bildschirmen anknüpfen. Doch die Menschen verbringen inzwischen immer mehr Zeit mit kostenlosen oder sehr günstigen Games auf ihren Smartphones. Die Verkäufe des aktuellen Nintendo 3DS mit einem 3D-Display sind unter Druck. Branchenanalysten stellen offen die Zukunft von Nintendos Geschäftsmodell in Frage.

Iwata, der lange darauf beharrte, dass Nintendo-Figuren wie «Super Mario» nur auf hauseigenen Geräten auftauchen, gab im Frühjahr schließlich den Widerstand auf und kündigte an, dass zusammen mit dem japanischen Konzern DeNA Spiele für Smartphones entwickelt werden sollen.

Sein Plan für die Zukunft sah zudem vor, Nintendo mit einem noch streng geheim gehaltenen Gerät ins Gesundheitsgeschäft zu bringen. Bisher wurde nur bekannt, dass das Projekt mit der Bezeichnung «Quality of Life» kein Fitness-Tracker ist, wie ihn viele Unternehmen anbieten, sondern viel mehr Funktionen haben soll.

Iwatas Gesundheitsprobleme waren grundsätzlich bekannt: Er war bereits vor rund einem Jahr an dem Tumor im Gallengang operiert worden. Er schien jedoch auf dem Weg der Besserung zu sein, deshalb kam die Nachricht von seinem Tod am Samstag überraschend.

Nintendo war im abgelaufenen Geschäftsjahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. Zum Bilanzstichtag am 31. März war unterm Strich ein Gewinn von 41,8 Milliarden Yen (310 Mio Euro) angefallen. Im vergangenen Jahr hatte noch ein Verlust von 23,2 Milliarden Yen in den Büchern gestanden.

dpa