Unternehmen und Haushalte kommen leichter an Kredite

Der abnehmende Mond direkt neben der EZB-Zentrale. Die EZB kämpft gegen die insgesamt schwache Kreditvergabe im gemeinsamen Währungsraum an. Foto: Frank Rumpenhorst
Der abnehmende Mond direkt neben der EZB-Zentrale. Die EZB kämpft gegen die insgesamt schwache Kreditvergabe im gemeinsamen Währungsraum an. Foto: Frank Rumpenhorst

Von «Kreditklemme» kein Spur: Sowohl die Wirtschaft als auch die Verbraucher haben in der Eurozone einen guten Zugang zu Darlehen - jedenfalls laut einer Befragung der Europäischen Zentralbank. Unternehmen und private Haushalte kommen in den Euroländern einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge leichter an Bankkredite.

Im zweiten Quartal seien die Hürden für Darlehen gesunken, teilte die EZB mit. Demnach hätten unterm Strich drei Prozent der befragten Institute von einer Lockerung der Bedingungen für die Kreditvergabe an Firmen berichtet, neun Prozent bei Hauskrediten an private Kunden.

Grund für die weniger strenge Vergabe sei ein stärkerer Wettbewerb zwischen den Banken gewesen, hieß es. In Deutschland lockerten die Geldhäuser ihre Vergabebedingungen aber nur geringfügig, wie die Bundesbank mitteilte. Die Kreditnachfrage stieg jedoch an - besonders kräftig in der Baufinanzierung. Bei der Nachfrage nach Firmendarlehen meldete die EZB im zweiten Quartal einen «substanziellen Anstieg». Insgesamt habe sich das Interesse an Krediten erheblich verbessert. Dafür sei vor allem das geringe Zinsniveau verantwortlich.

Wegen des anhaltenden Zinstiefs können sich Verbraucher und Firmen derzeit relativ günstig verschulden. Die niedrigen Zinsen haben aber auch eine Schattenseite: Weil die Vermittlung von Krediten aus den Banken in die Realwirtschaft aus Sicht der EZB oft noch zu schwach ist, um etwa größere Investitionen anzustoßen, versucht sie seit geraumer Zeit, mit einer Reihe von Maßnahmen dagegen anzukämpfen. Im März hatte sie ein breit angelegtes Kaufprogramm von Anleihen gestartet, mit dem zusätzliches Geld in die Märkte gepumpt wird.

So soll außerdem die gefährlich niedrige Inflation - sie liegt weiterhin deutlich unter der EZB-Zielmarke von knapp unter 2 Prozent - angeheizt werden. Bleibt das Preisniveau langfristig tief, könnten Firmen und Verbraucher noch weiter sinkende Preise erwarten, was am Ende zu stärkerer Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen und einer Abwärtsspirale für die gesamte Wirtschaft führen kann.

Im Juni haben sinkende Energiepreise die Inflationsrate erstmals seit Januar wieder gedrückt. Die Verbraucherpreise lagen nur um 0,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Im Mai hatte die Rate nach vier Anstiegen in Folge noch bei 0,7 Prozent gelegen.

Bei der Kreditvergabe hatte sich zunächst noch ein anderes Bild gezeigt. Während die Unternehmen auch im ersten Quartal 2015 leichter an Darlehen kamen, hatten sich die Bedingungen für Hypothekenkredite an private Haushalte in den Monaten Januar bis März etwas verschärft. Die EZB befragt in ihrem «Bank Lending Survey» alle drei Monate Finanzinstitute, wie freizügig sie bei der Vergabe von Krediten sind.

dpa