"Der Manipulator": Spannendes Modell

Rose Benninghoff, früher eine erfolgreiche Anwältin, hatte so gut wie keine Freunde und Verwandte. Und doch war ausgerechnet sie es, die sich des jungen Olivers angenommen hatte. Scheinbar war die ebenso kühle wie zurückhaltende Frau der einzige Halt des
Rose Benninghoff, früher eine erfolgreiche Anwältin, hatte so gut wie keine Freunde und Verwandte. Und doch war ausgerechnet sie es, die sich des jungen Olivers angenommen hatte. Scheinbar war die ebenso kühle wie zurückhaltende Frau der einzige Halt des

Zwei Männer im Psychoduell auf einer abgelegenen Insel. Der eine ist ein inhaftierter Mörder, der andere Kriminalpolizist.

Oberflächlich scheint alles harmlos, aber welches düstere Ziel verfolgt «Der Manipulator»? Ein außergewöhnlicher Mann steht im Mittelpunkt von Mark Billinghams neuem Thriller «Der Manipulator». Stuart Nicklin brachte zahlreiche Menschen um – niemand weiß, wie viele – und sitzt seit zehn Jahren im Gefängnis.

Dann lässt er sich überraschend auf einen Handel ein. Er ist bereit, der Polizei zu verraten, wo er sein erstes Mordopfer vergraben hatte. 

Seine Bedingungen sind allerdings ungewöhnlich. Er besteht darauf, dass ihn der Kriminalpolizist begleitet, der ihn vor Jahren ins Gefängnis brachte. Und ein ganz bestimmter Mitgefangener soll dabei sein. Hauptsächlich aus der Sicht von Inspektor Tom Thorne schildert der Roman sehr detailliert, wie sich die Gruppe aus Polizisten, Gefangenen und Gefängniswärtern auf den Weg zu einer einsamen Insel vor der Küste von Wales macht. Die ganze Zeit über fragt sich Thorne, was Nicklin plant. Er ist sich sicher, dass der als Manipulator seiner Mitmenschen bekannte Mörder nichts macht, das ihm keinen Vorteil bringt, aber was das sein soll, bleibt ein Rätsel.

Auf der Insel angekommen, stellen die Polizisten fest, dass sie fast in einer anderen Welt gelandet sind. Es gibt keine Elektrizität, keinen Handyempfang und nur eine einzige, nicht sehr zuverlässige, Fähre. Schon bald wird den Polizisten klar, dass sie auf Nicklin hereingefallen sein könnten: «Dieser Einsatz verdeutlicht bisher nur, was wir alles nicht tun können.»

Anfangs scheint Alles nach Plan zu verlaufen. Nicklin führt die Polizisten tatsächlich zum Grab des Jungen, den er vor 25 Jahren ermorde hat. Der Einsatz scheint beendet, die Polizisten freuen sich auf die Rückkehr in den Alltag.

Da ändert Nicklin mit einem einfachen Satz alles. Die Polizisten und ihre Gefangenen bleiben auf der Insel und müssen feststellen, dass sie vom Rest der Welt angeschnitten sind. Billingham setzt die natürliche Umgebung der Insel sehr geschickt ein, um eine Atmosphäre der Unsicherheit und Bedrohung zu schaffen. Die Beschreibungen der düsteren, für Stadtmenschen unheimlichen Natur ergänzt er geschickt durch Hinweise, dass auf der Insel Tausende Menschen beerdigt worden sein sollen.

Dieses Gefühl der Gefahr verstärkt der Roman noch durch einige Passagen, die nicht auf der Insel spielen. So erfahren die Leser, auf welch hinterhältige Weise Nicklin seine Mutter durch seine Briefe aus dem Gefängnis manipuliert. Und in einem von den anderen Geschehnissen abgetrennten Handlungsstrang wird ein Mann in seinem Haus überfallen, entführt und aus unerfindlichen Gründen in einem Keller gefangen gehalten und gefoltert.

Wie das alles zusammenhängt verrät der Roman erst in einem furiosen Finale. Jetzt wird klar, wen der Manipulator Nicklin für seine Zwecke einsetzte – und wie. Billingham baut die Spannung geschickt auf dieses Finale hin auf.

Hat man sich einmal auf die Idee eingelassen, dass ein verurteilter Mörder derartige Forderungen stellen könnte, dann erwartet einen ein überzeugender Thriller, der seine Spannung aus einer Mischung aus düsterer Atmosphäre und Unsicherheit bezieht.

Mark Billingham: Der Manipulator. Heyne Verlag, München, 444 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 978-3-453-43832-3 

dpa