Allianz steuert auf höheren Jahresgewinn zu 

Bereits das erste Quartal ist für Europas größten Versicherungskonzern Allianz gut gelaufen. Foto: Andreas Gebert
Bereits das erste Quartal ist für Europas größten Versicherungskonzern Allianz gut gelaufen. Foto: Andreas Gebert

Nach einem bärenstarken zweiten Quartal ist die Allianz in Hochform. Der neue Chef des größten europäischen Versicherers kündigt den Aktionären mehr Gewinn an - und den Mitarbeitern eine Kurskorrektur. Geringe Schäden und der Verkauf einer US-Tochter bringen Europas größtem Versicherungs-konzern Allianz einen kräftigen Gewinnschub.

Nach einem weiteren starken Quartal hob der neue Vorstandschef Oliver Bäte nun die Prognose für 2015 an. 

Mit einem Betriebsergebnis von 10,8 Milliarden Euro dürfte die Allianz das Vorjahresergebnis von 10,4 Milliarden übertreffen, sagte er am Freitag in München.

Im zweiten Quartal legte der Überschuss überraschend stark um 15 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro zu. Das Betriebsergebnis stieg um 2,6 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, der Umsatz um 2,4 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro. Während die Allianz im Schaden- und Unfallgeschäft deutlich mehr verdiente, warfen Lebensversicherung und Vermögensverwaltung weniger ab als vor einem Jahr. Auch die Trennung von einem Sorgenkind lohnte sich: Der Verkauf des lange verlustreichen Privatkundengeschäfts von Fireman's Fund in den USA brachte rund 200 Millionen Euro extra in die Kasse.

In den kommenden Monaten will Bäte, der seit Mai an Spitze steht, eine neue Strategie für die Allianz erarbeiten. Der Konzern müsse zu einem vollständig digitalen Unternehmen werden, in Kernmärkten neue Wachstumsfelder erschließen und in den USA und Asien wachsen. Nach Jahren eine eher defensiven Ausrichtung «ist unsere Bilanz so stark, dass wir wieder stärker in Wachstum investieren können», sagte Bäte.

Die stärkste Säule des Konzerns, die Schaden- und Unfallversicherung, steuerte im zweiten Vierteljahr auch einen Großteil zum Gewinnzuwachs bei. Ihr Betriebsergebnis legte um 30 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro zu - zum einen durch den Verkauf der US-Tochter, zum anderen, weil Naturkatastrophen die Allianz 29 Prozent weniger kosteten.

Je 100 Euro Prämie musste sie nur 93,50 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben. Aber in der Sachversicherung komme jetzt wieder eine Phase sinkender Preise, sagte Bäte.

Abwärts ging es in der Lebens- und Krankenversicherung. Die Beitragseinnahmen sanken hier auf 16,7 Milliarden Euro, der operative Gewinn fiel um 13 Prozent auf 853 Millionen Euro. In Deutschland und Frankreich gingen die Prämien aus klassischen Lebensversicherungen nach unten. Neuartige Verträge ohne Garantiezins liefen besser. Aber die Konkurrenz beteilige sich inzwischen stärker an diesem Geschäft, sagte Finanzchef Dieter Wemmer.

Eine Baustelle bleibt der US-Vermögensverwalter Pimco, der nach einem Führungswechsel immer noch unter Mittelabflüssen leidet. Die Allianz-Vermögensverwaltung musste beim Quartalsergebnis einen Einbruch um ein Viertel auf 505 Millionen Euro verkraften. Aber Bäte sagte: «Die Lage ist besser als das Ergebnis.» Alle Anzeichen zeigten in die richtige Richtung. Wemmer erklärte, die Abflüsse bei Pimco seien nur nur noch halb so hoch wie im ersten Quartal.

Bei den Kapitalanlagen sieht Bäte die Renditen weiter unter Druck: «Wir stellen uns auf einen langen Zeitraum niedriger Zinsen ein.» Die Allianz müsse im eigentlichen Versicherungsgeschäft profitabler werden. Welchen Anteil sie an der Autobahn-Raststättenkette Tank & Rast übernahm und welchen Preis sie zahlte, wollte er nicht sagen.

dpa