Elektroverband: Für Cyber-Sicherheit mehr tun

Der Austausch riesiger Datenmengen sei in Bezug auf Cybersicherheit nicht auf die Schulter zu nehmen. Foto: Ralf Hirschberger/Archiv
Der Austausch riesiger Datenmengen sei in Bezug auf Cybersicherheit nicht auf die Schulter zu nehmen. Foto: Ralf Hirschberger/Archiv

Die Elektroindustrie ist neben dem Maschinen- und Automobilbau ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Geschäfte laufen insgesamt gut. Es gibt aber auch Risiken - nicht zuletzt aus dem Internet. Die deutsche Industrie warnt davor, das Thema Cyber-Sicherheit beim Umbruch der Produktionstechnik mit dem Austausch riesiger Datenmengen auf die leichte Schulter zu nehmen.

«Das wird noch unterschätzt, viele Unter-nehmen müssen hier noch mehr tun», sagte der Präsident des Elektro- und Elektronik-verbands ZVEI, Michael Ziesemer, der Deutschen Presse-Agentur. 

Sensible Informationen erforderten besonderen Schutz, betonte er auch mit Blick auf Hacker-Angriffe in der Autobranche: «Wir brauchen in den Betrieben dringend bessere Sicherheitssysteme und klarere Prozesse.» Längst sei «Cyber Security» zu einer unverzichtbaren Funktion in den Unternehmen geworden. Viele Firmen hätten jedoch Nachholbedarf. Der finanzielle Schaden durch Hacker-Attacken könne enorm sein - wie etwa der Fall Fiat Chrysler in den USA zeige, wo nach einer erfolgreichen «Fernsteuerung» eines Jeep 1,4 Millionen Wagen zurückgerufen werden. «Das ist schon ein Wort, wir reden da über viel Geld», so Ziesemer.

Die sogenannte Industrie 4.0 - die zunehmende Vernetzung von Anlagen und Fertigungsprozessen - berge Risiken, aber auch großes Potenzial. Dabei dürfe sich die deutsche Elektrotechnik international nicht abhängen lassen, warnte der ZVEI-Präsident: «Maschinen, Motoren, Sensoren - davon verstehen wir was. Wo wir bisher nicht so gut sind, ist, aus der Analyse von Daten neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.» Den heimischen Anbietern empfiehlt er, hier «auf Tempo zu gehen».

Insgesamt gehe es der Branche gut - vor allem, weil deutsche Technik weltweit gefragt bleibt. 2015 steuert man auf einen weiteren Ausfuhrrekord zu, in den ersten fünf Monaten lagen die Exporte bereits um 7 Prozent über dem Niveau des bisherigen Bestjahres 2014.

Während das Geschäft mit den USA und der übrigen Eurozone floriert, schwächelt neben Russland der Noch-Wachstumsgarant China. «Wir müssen uns darauf einrichten, dass die schönen Zeiten zweistelliger Raten gesamtwirtschaftlich vorbei sind», sagte Ziesemer über den zuletzt größten Einzelmarkt der deutschen Elektrohersteller. Die dortige Nachfragekrise treffe die Firmen direkt wie indirekt - denn mit dem Automobilbau ist auch die wichtigste Kundenbranche betroffen.

Unterm Strich bleibe die Elektroindustrie im Außenhandel erfolgreich. Die Ankündigung der Welthandelsorganisation, zum Jahresende Zölle für Hightech-Produkte global abzuschaffen, nannte Ziesemer erfreulich. «Doch das größere Problem sehe ich bei den nicht-tarifären Hemmnissen», meinte er zu verschiedenen Sicherheitsstandards und Zulassungsvorschriften. Daher sei das umstrittene transatlantische Abkommen TTIP wichtig: «Wir haben abweichende Normen, die wir auf Basis international anerkannter Standards angleichen sollten.»

dpa