Bewohner im Urlaub: Wenn der Haushüter einzieht

Ulla Halft hütet das Haus, wenn die Bewohner im Urlaub sind. Foto: Henning Kaiser
Ulla Halft hütet das Haus, wenn die Bewohner im Urlaub sind. Foto: Henning Kaiser

Sie pflegen die Pflanzen, leeren den Briefkasten oder versorgen die Katzen: Wer nicht will, dass sein Haus im Urlaub leer steht, kann einen Haushüter engagieren. Vor Einbrechern schützt das aber nur bedingt, meint die Polizei. Ulla Halft hat schon in vielen Häusern gewohnt - immer für ein paar Wochen und immer bei fremden Leuten. Wenn die Bewohner verreisen, zieht die 66-Jährige ein. Sie leert den Briefkasten, gießt die Blumen oder geht Gassi mit den Hunden. Halft ist Haushüterin.

Und die ist zuletzt bei vielen Menschen gewachsen: Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt seit 2008 kontinuierlich - auf gut 152 000 im vergangenen Jahr erfasste Fälle.

In Urlaubszeiten könnten Haushüter eine Maßnahme sein, um ein Haus bewohnt wirken zu lassen, sagt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. «Um Einbrüchen vorzubeugen, sollte von außen nicht erkennbar sein, wenn die Hausbesitzer abwesend sind.» Denn Einbrecher wollten ungestört sein.

Allerdings: «Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass irgendwann eingebrochen wird, wenn man gar nicht in Urlaub, sondern nur mal ein paar Stunden weg ist», betont der Kriminaloberrat. Weit mehr als ein Drittel aller Einbrüche ereigneten sich tagsüber, und den Tätern reiche schon eine kurze Zeitspanne aus. Wichtig sei deshalb eine gut funktionierende Nachbarschaft, bei der Nachbarn auf ungewöhnliche Vorkommnisse oder verdächtige Personen achteten und im Zweifelsfall die Polizei alarmierten. Auch zusätzliche Sicherungen für Türen und Fenster seien ratsam, sagt Schmidt.

Brigitte Borchers und ihr Mann haben schon mehrfach einen Haushüter engagiert. «Wir haben zwei Katzen, um die sich jemand kümmern muss, wenn wir weg sind», sagt die 64-Jährige. Dass Nachbarn oder Verwandte die Tiere einmal am Tag fütterten, habe ihnen nicht genügt - «unsere Katzen sind sehr verwöhnt». Ein Haushüter habe sich als ideale Lösung herausgestellt, weil er nahezu rund um die Uhr da sei. Rund 60 Euro kostet der Service pro Tag, die Haushüter sind bei ihrer Agentur auf Minijob-Basis angestellt.

Vorher gibt es ein Treffen mit den Bewohnern, bei dem anhand einer Checkliste genau festgelegt wird, welche Aufgaben Haushüter wie Ulla Halft haben. «Die Leute sagen mir, wann die Rollläden hochgezogen werden müssen, ob ich ans Telefon gehen und welche Handwerker ich bei einem Wasserrohrbruch benachrichtigen soll», erzählt die frühere Lehrerin aus St. Augustin bei Bonn. Außerdem wird bei dem Treffen geschaut, ob die Chemie zwischen Haushüter und -besitzer stimmt.

«Haushüten ist Vertrauenssache. Es gehört ja schon etwas dazu, einen Fremden allein in seine persönliche Umgebung zu lassen», sagt VDHA-Chef Scepanik. Bewerber würden genau überprüft und müssten ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

«Für mich selbst ist das dann auch fast wie Urlaub», sagt Ulla Halft. «Ich komme viel herum. Und ich mag es, an verschiedenen Orten zu sein.» So zieht sie mit zwei Taschen voll persönlicher Dinge mal in Wiesbaden, mal in Aachen und mal in Aschaffenburg in ein fremdes Haus oder eine Wohnung ein und übernachtet dort.

dpa