Energieriese Eon bleibt auf Talfahrt

Das Logo des Eon-Konzerns. Foto: Armin Weigel/Illustration
Das Logo des Eon-Konzerns. Foto: Armin Weigel/Illustration

Die Energiewende hat den Branchenriesen Eon in den größten Umbau der Konzerngeschichte getrieben. Bei der Abspaltung kommt das Unternehmen inzwischen voran. Die Zeit drängt, bei Eon sacken die Gewinne ab. Deutschlands größter Strom- und Gaskonzern Eon bleibt auf Talfahrt. Nach kräftigen Gewinneinbußen im ersten Quartal setzte sich die negative Geschäftsentwicklung bis zur Jahresmitte fort.

Die gesunkenen Stromhandelspreise und weiter wegbrechende Gewinne in der konventionellen Erzeugung drückten auf die Ergebnisse, teilte der Branchenprimus am Mittwoch in einem Zwischenbericht mit. Bei einem Umsatzanstieg um fünf Prozent auf 57,3 Milliarden Euro schrumpfte das um Bewertungs- und Steuereffekte bereinigte Nettoergebnis um gut 20 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Konzernchef Johannes Teyssen sprach von einer «höchst unbefriedigenden Entwicklung» in der Erzeugung. Dennoch hält Eon an den bisherigen Erwartungen für das gesamte Geschäftsjahr fest.

Schon in den kommenden Monaten würden eine Reihe von Investitionen erste Früchte tragen. So sollen zwei Kohlekraftwerke mit modernster Technik in den Niederlanden und in Russland in Betrieb gehen. Im Bereich Erneuerbare Energien steht unter anderem der Windpark Amrumbank West in der deutschen Nordsee vor dem Anschluss ans Stromnetz.

Eon arbeitet derzeit mit Hochdruck an seiner eigenen Neugestaltung. Teyssen zufolge schreiten die Vorbereitungen zur geplanten Aufspaltung in einen Konzern für Ökostrom (Eon) und für konventionelle Energien (Uniper) planmäßig vorn. Das Kerngeschäft erneuerbare Energien mit 40 000 Beschäftigten wird Eon im kommenden Jahr von Essen aus, die abgetrennte Uniper - das klassische Kraftwerksgeschäft um Kohle, Gas und Atomstrom mit knapp 20 000 Mitarbeitern - von Düsseldorf aus steuern.

Uniper soll in der zweiten Jahreshälfte 2016 an die Börse gebracht werden. «Wir wollen in beiden Energiewelten erfolgreich sein und uns auf die jeweiligen, sehr unterschiedlichen Anforderungen konzentrieren», betonte Teyssen in einer Telefonkonferenz.

Es ist der radikalste Umbau von Eon in der Firmengeschichte. Bei der Schaffung von zwei neuen Gesellschaften arbeite der Konzern derzeit cirka 4000 Einzelmaßnahmen ab. Davon seien ein Drittel bereits umgesetzt, erläuterte der neue Eon-Finanzvorstand, Michael Sen.

Auch der Essener Konkurrent RWE hatte erst am Wochenanfang einen tiefgreifenden Umbau angekündigt, will aber als Einheit bestehenbleiben. Der Aufsichtsrat hatte am Montag die Pläne von Vorstandschef Peter Terium für eine drastische Vereinfachung der Unternehmensstruktur gebilligt. Terium will damit mehr operative Macht in die Zentrale holen. Er wolle RWE als Ganzes erhalten, sagte Terium, eine Abspaltung sei nicht wünschenswert. Auch RWE ist im ersten Halbjahr kräftig unter Druck geraten, der Zwischenbericht soll an diesem Donnerstag folgen.

Eon-Chef Teyssen reichen die aktuellen Beschlüsse der Bundesregierung zur Gestaltung des Energiemarktes nicht aus. Er forderte erneut einen verlässlichen Rahmen für die Zukunft der Energieversorgung. Nach wie vor fehle ein klares Regelwerk, mit dem etwa Gaskraftwerke für ihre Leistung zur Versorgungssicherheit eine längerfristige wirtschaftliche Perspektive bekämen. Mit ihrem Eckpunktepapier habe Berlin zwar einige Weichen neu gestellt, aber noch nicht den großen Sprung gewagt. «Die künftige Rolle von effizienter und klimaschonender Absicherungsleistung vor allem durch Gaskraftwerke müsse geklärt werden», kritisierte Teyssen.

Auch in die Debatte um die milliardenschweren Rückstellungen für Atom-Altlasten schaltete sich Teyssen ein. Diese seien auch nach der geplanten Aufspaltung sicher: «Die künftige Uniper soll so aufgestellt sein, dass sie die Kernenergie-Verpflichtungen voll und ganz erfüllen kann.» Angesichts dieser radikalen Aufteilung waren zuletzt Zweifel lauter geworden, ob die bestehenden Rückstellungen des Konzerns für den Rückbau der Atomkraftwerke ausreichen. Eon hatte Ende 2014 für seine Atomverpflichtungen 16,6 Milliarden Euro in der Bilanz zurückgestellt.

dpa