Lahm-Appell an Bankdrücker - "Fantastische Vier" als Ziel

Philipp Lahm und Co. treffen zum Saisonauftakt am Freitag auf den HSV. Foto: Peter Steffen
Philipp Lahm und Co. treffen zum Saisonauftakt am Freitag auf den HSV. Foto: Peter Steffen

Es dürfte eher egal sein, für welche elf Bayern-Profis sich Pep Guardiola im Liga-Eröffnungsspiel gegen den HSV entscheidet. Aber die Aufstellungs-Lotterie verheißt im Vorfeld die größte Spannung. Die Meisterkicker des FC Bayern fiebern dem Eröffnungsspiel gegen den dauerkriselnden Hamburger SV entgegen - allerdings dürfte die 53. Bundesliga-Saison für einige Münchner Stars mit einer persönlichen Enttäuschung beginnen.

Nach sechs Wochen intensiver Vorbereitung hat Pep Guardiola bei der Auswahl seiner ersten Punktspiel-Startelf die für ihn angenehme Qual der Wahl. 

Fast sein kompletter Luxuskader schwitzte auf dem Trainingsplatz, auch die zuletzt pausierenden Thiago und Sebastian Rode konnten ein vorletztes Mal um die Gunst des Trainers buhlen. Selbst hochdekorierten Kräften droht am Freitag (20.30 Uhr) in der ausverkauften Münchner Arena ein Platz auf Bank oder Tribüne. Philipp Lahm appellierte vor dem Startschuss in seiner Funktion als Kapitän an alle Kollegen, «professionell» mit einer ungeliebten Zuschauerrolle umzugehen. «Es ist nicht einfach für Spieler, nicht zu spielen. Aber bei einer Mannschaft, die alles gewinnen will, ist ein großer Konkurrenzkampf da», sagte der 31 Jahre alte Weltmeister und forderte: «Man kann sauer sein, auch gegenüber dem Trainer. Aber auf dem Trainingsplatz muss ich alles tun für die Mannschaft.» Zum Saisonstart fehlen Guardiola nur die langzeitverletzten Franck Ribéry, Holger Badstuber, Javi Martínez und Jan Kirchhoff.

Gegen den HSV, der zuletzt meist die Rolle des Prügelknaben in München einnahm und beim 0:8 im letzten Gastspiel Anfang des Jahres die höchste Niederlage in seinen 1764 Bundesligaspielen kassierte, soll ein guter Auftakt ins Unternehmen vierter Meistertitel gelingen. «Ein guter Start ist ein Sieg. Man muss den Gegner nicht an die Wand spielen», bemerkte Jérôme Boateng zu den nicht unberechtigten Spekulationen über ein neues Schützenfest gegen den Liga-Dino.

Schließlich gibt der HSV auch aus Sicht seines Ex-Spielers Boateng schon zu Saisonbeginn wieder ein bedauernswertes Bild ab; auf die Pokal-Blamage beim Viertligisten Carl-Zeiss Jena folgte die Rucksack-Affäre um Sportdirektor Peter Knäbel mit wichtigen verlorenen internen Unterlagen. «Es passt irgendwie alles zusammen. Schade, was da in Hamburg passiert», meinte Boateng.

Ablenken lassen wollen sich die Bayern-Profis vom Hamburger Chaos nicht. Sie schauen vor allem auf sich selbst. «Man kann eine gute oder schlechte Vorbereitung haben», mahnte Lahm, «am Ende zählt es immer, wenn es los geht.» Immerhin: Der Münchner Kapitän schickte eine Warnung nach Hamburg: «Wir haben gut gearbeitet.»

Mit den neuen Millionenmännern Arturo Vidal und Douglas Costa hat der Luxuskader an Qualität und Power weiter zugelegt. Und auch mit der äußeren Unruhe um Guardiola, der in seine womöglich letzte Saison in München startet, geht das Team professionell um. «Man merkt, dass der Trainer hundertprozentig bei der Sache ist. Er will den größtmöglichen Erfolg», betonte Lahm. Der lautet Titel-Triple wie 2013, wie Weltmeister Boateng klar formulierte: «Wenn du eine Saison hattest wie unter Jupp Heynckes, muss das das Ziel sein!»

Am aussichtsreichsten erscheint, dass der Titelverteidiger mit der vierten Meisterschaft in Serie Geschichte schreiben könnte. Von einem «Ansporn» sprach Lahm: «Wenn die Mannschaft hungrig ist, will und Energie hat, wird es keinen anderen deutschen Meister geben.» Karl-Heinz Rummenigge glaubt an den Rekordtitel. «Wenn jemand diese «Fantastische Vier» schaffen kann, dann unsere Mannschaft», schrieb der Vorstandsvorsitzende im Stadionheft zum HSV-Spiel.

dpa