Ausbildungsplätze in Deutschland ungleich verteilt

Zwei Jugendliche stehen in Halle vor einer Wand mit Job- und Lehrstellenangeboten. Foto: Hendrik Schmidt
Zwei Jugendliche stehen in Halle vor einer Wand mit Job- und Lehrstellenangeboten. Foto: Hendrik Schmidt

Mancherorts sind Lehrstellen rar, anderenorts bleiben viele unbesetzt. Ein Blick in zwei Regionen, die unterschiedlicher nicht sein können. Wenige Tage vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. September haben Jugendliche je nach Region sehr unter-schiedliche Chancen, noch eine Lehrstelle zu ergattern.

Während Unternehmen in Bayern hände-ringend um Nachwuchs werben, müssen junge Menschen in den ehemaligen Schwerindustrie-zentren Nordrhein-Westfalens mobil sein, um irgendwo einen Ausbildungsplatz zu bekommen. 

Das ergaben Recherchen der Deutschen Presse-Agentur. «Unsere Unternehmen brauchen jeden zusätzlichen Bewerber», sagte der bildungspolitische Sprecher des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK), Hubert Schöffmann, der dpa. Der Landkreis Eichstätt liege in einer wirtschaftlich erfolgreichen Region. «Die Nachfrage nach Fachkräften ist deswegen enorm groß und die Betriebe investieren viel, um ihren eigenen, selbst ausgebildeten Fachkräftenachwuchs heranzuziehen.»

Durch den demografischen Wandel wiesen mittlerweile viele Regionen in Deutschland sinkende Zahlen an Schulabgängern auf und hätten in der Folge einen Mangel an Bewerbern für die Ausbildung. «Die Devise muss lauten: Aus- und Weiterbildung ist Chefsache, alle Potenziale müssen erschlossen werden.» Große Reserven sieht Schöffmann bei bislang nicht erreichten Bewerbergruppen: Jugendliche ohne Schulabschluss, Studienabbrecher, aber auch junge Flüchtlinge.

Anders ist die Lage in Gelsenkirchen. Grund für den Mangel an freien Stellen im Ruhrgebiet sei vor allem der noch anhaltende enorme Strukturwandel, sagte Michael Kinzler, Sprecher der Agentur für Arbeit Ruhr. Mit dem Abzug der Industrie seien in Gelsenkirchen Stellen weggefallen, die die neu entstandenen Betriebe nicht auffangen können. «Industriebrachen bleiben oft lange Zeit liegen, bevor sie für Neuansiedlungen zugänglich gemacht werden können.»

«16 von 100 Betrieben bilden aus. Auf tausend Einwohner kommen vier Lehrlinge», sagte ein Sprecher der Handwerkskammer. Das sei unter dem Durchschnitt. Als Konsequenz schauen sich junge Leute auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz auch in Nachbarstädten nach Stellen um. Hier habe das Ruhrgebiet gegenüber ländlichen Gemeinden einen gewissen Vorteil, sagte Kinzler. «Jeder zweite Auszubildende, der in Gelsenkirchen wohnt, pendelt zu seiner Lehrstelle in eine Nachbarstadt.»

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren Ende Juli 484 600 Ausbildungsstellen gemeldet - dem standen zu dem Zeitpunkt 508 600 Lehrstellenbewerber gegenüber. 163 300 angebotene Ausbildungsstellen waren Ende Juli noch unbesetzt. Die Zahl der jungen Leute, die zu dem Termin noch keine Lehrstelle gefunden hatte, lag bei 155 100.

dpa