Heißer Sommer: Das Fernsehpublikum schmilzt weg

Deutschland - Frankreich (5:4 i.E.): Die Frauenfußball-WM hatte gute Einschaltquoten. Foto: Carmen Jaspersen
Deutschland - Frankreich (5:4 i.E.): Die Frauenfußball-WM hatte gute Einschaltquoten. Foto: Carmen Jaspersen

Die brütende Hitze treibt die Leute aus ihren Wohnzimmer raus ins Freie. Die Folge: Im Sommer sinken die Einschaltquoten. Grillen statt Fernsehen: Im heißen Sommer hatten viele Zuschauer keine Lust auf das Pan-toffelkino. Besonders das jüngere Publikum hat in stärkerem Maß auf Unterhaltung aus dem Bildschirm verzichtet.

Die Durchschnittssehdauer des deutschen TV-Zuschauers ab drei Jahren betrug zwischen 1. Juni und 19. August täglich 201 Minuten.

 Im gesamten Jahresschnitt 2014 waren es 221 Minuten, wie eine Auswertung der Marktforschungsfirma Media Control in Baden-Baden für die Deutsche Presse-Agentur ergab. Bei den jüngeren Nutzern zwischen 14 und 49 Jahren betrug die Sehdauer im Sommer 156 Minuten im Vergleich zu 181 Minuten im gesamten vergangenen Jahr. Und je jünger die Leute sind, desto geringer ist der Einschaltimpuls: Kinder zwischen drei und 13 Jahren saßen 69 Minuten täglich vorm Fernseher, im Jahresverlauf 2014 immerhin 88 Minuten. Die 14- bis 19-Jährigen verbrachten nur 78 Minuten vor dem TV im Vergleich zu 95 Minuten.

Besonders der Unterschied zum vergangenen Sommer macht die Abwanderung vom Bildschirm deutlich. Beim Gesamtpublikum fiel die Sehdauer lediglich um fünf Minuten pro Nase von 206 auf 201 Minuten. Beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren aber ging die Nutzung von 171 auf 156 Minuten zurück, bei den 14- bis 19-Jährigen sogar von 97 auf 78 Minuten. Wichtig in dem Zusammenhang auch: In diesem Jahr zog kein sportliches Großereignis wie im Jahr 2014 die Fußball-WM die Menschen vor die Bildschirme.

Aber: Die «heavy user», die kaum vom TV-Apparat wegzukriegen sind, haben trotz der Wärmeperiode ihre Gewohnheit zum Teil verschärft, besonders unter den Älteren. Die durchschnittliche Verweildauer vorm Fernseher ist in der Altersklasse ab 65 von 338 Minuten im Sommer 2014 auf 348 Minuten gestiegen, bei den 50- bis 64-jährigen von 342 auf 346, vielleicht weil es im Wohnzimmer mit Ventilator zum Teil noch etwas kühler war als draußen. Bei den Kindern (3-13) sank die Zeit von 165 auf 148 Minuten. Trotzdem: Das sind immer noch rund zweieinhalb Stunden.

Herausragende TV-Sendungen mit magnetischer Wirkung gab es in der Sommerperiode kaum. Die Frauenfußball-WM im Juni fand viele Freunde. Die Spiele der deutschen Damen fanden bei günstiger Übertragungszeit zwischen sechs und sieben Millionen Freunde, der RTL-Sommerdschungel «Ich bin ein Star - Lasst mich wieder rein!» entpuppte sich als zähe Veranstaltung, der Spektakel im «Promi Big Brother»-Haus bei Sat.1 läuft für den Sender ordentlich, aber insgesamt unspektakulär. Sehr gut lief die Wiederholung des ARD-«Tatort»-Krimis «Summ, Summ, Summ» mit dem Gespann Axel Prahl/Jan Josef Liefers am vergangenen Sonntag mit mehr als acht Millionen Zuschauern.

dpa