Deutsche Exporteure auf Rekordkurs

Die deutschen Exporteure sind mit einem starken Umsatzplus ins zweite Halbjahr gestartet. Foto: Marcus Brandt
Die deutschen Exporteure sind mit einem starken Umsatzplus ins zweite Halbjahr gestartet. Foto: Marcus Brandt

Ob Autos, Maschinen oder Elektroprodukte: Waren aus Deutschland sind in aller Welt gefragt. Auch dank des schwachen Euro ist der deutsche Außenhandel mit Rekordausfuhren in die zweite Jahreshälfte gestartet - trotz der Flaute im Megamarkt China. Die deutschen Exporteure bleiben auf Rekordkurs: Im Juli stiegen die Ausfuhren gegenüber dem Vormonat bereinigt um 2,4 Prozent auf 103,4 Milliarden Euro und damit auf den höchsten jemals ermittelten saisonbereinigten Monats-wert, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.

Bankvolkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 1,0 Prozent gerechnet. «Die deutschen Ausfuhren starten schwungvoll in die zweite Jahreshälfte und trotzen der insgesamt eher gedämpften Entwicklung der Weltkonjunktur», sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton F. Börner. Der schwache Euro stütze die Nachfrage nach deutschen Gütern in Drittländern: «Zusammen mit der weiterhin anziehenden Nachfrage aus Europa und insbesondere auch aus der Eurozone befindet sich die deutsche Außenwirtschaft derzeit auf Rekordkurs.»

Auch die Importe erreichten saisonbereinigt einen Höchstwert: Sie stiegen binnen Monatsfrist um 2,2 Prozent auf 80,6 Milliarden Euro. Die starke Entwicklung der Einfuhren spreche für eine anhaltend hohe Binnenkonjunktur in Deutschland, sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar.

Im Vergleich zum Juli 2014 kletterten die deutschen Exporte um 6,2 Prozent auf 107,1 Milliarden Euro. Die Importe legten gleichzeitig um 6,1 Prozent auf 82,1 Milliarden Euro zu. «Die erstarkende Konjunktur in großen Industrieländern wie den USA, dem Euro-Raum oder dem Vereinigten Königreich kompensiert die etwas schwächere Entwicklung der Ausfuhren in die Schwellenländer, insbesondere nach China», betonte Kipar.

Auch in den kommenden Monaten dürfte die deutsche Exportwirtschaft auf die großen Industrieländer angewiesen sein. Denn im wichtigsten Schwellenland China fielen die Importe im August zum zehnten Mal in Folge, wie die Zollverwaltung am Dienstag in Peking mitteilte. Die seit Monaten sehr schwache Importentwicklung ist ein Indiz für eine lahmende Binnenkonjunktur in der Volksrepublik.

Vorerst profitiert die Exportnation Deutschland aber noch vom schwachen Euro. Denn das macht Waren «Made in Germany» außerhalb der Eurozone günstiger. Aus Sicht von ING-Diba-Ökonom Carsten Brzeski haben die deutschen Exporteure daher allen Grund dazu, sich bei EZB-Präsident Mario Draghi zu bedanken. Denn durch das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) sei der Euro-Kurs seit Jahresbeginn um rund 4 Prozent gesunken - während die Ausfuhren um 17 Prozent stiegen. Deutsche Produkte hätten zwar eine exzellente Qualität, sagte Brzeski: «Aber der schwache Euro war ganz klar ein besonderes Konjunkturpaket.»

Tatsächlich stiegen die Ausfuhren in die EU-Länder, die wie Großbritannien oder Polen nicht der Eurozone angehören, im Juli auf Jahressicht überdurchschnittlich um 6,9 Prozent auf 22,7 Milliarden Euro. In Länder außerhalb der Europäischen Union wie die USA erhöhten sich die Ausfuhren um 6,4 Prozent auf 46,7 Milliarden Euro.

Weniger kräftig fiel hingegen das Plus der Lieferungen in die Euro-Länder mit einem Anstieg um 5,5 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro aus. Gleichzeitig erhöhten sich die Einfuhren aus den Partner-Ländern um 6,2 Prozent auf 36,8 Milliarden Euro.

Insgesamt steuert die deutsche Exportwirtschaft in diesem Jahr auf ihr bestes Ergebnis aller Zeiten zu. Der BGA rechnet nach früheren Angaben für 2015 mit einem Ausfuhrplus von bis zu 4,5 Prozent auf 1185 Milliarden Euro - nachdem die Ausfuhren schon 2014 einen Höchstwert erreicht hatten. Die Einfuhren könnten demnach um bis zu vier Prozent auf 954 Milliarden Euro zulegen.

Nach den überraschend starken Zahlen vom Dienstag bleibt der Konjunkturausblick für das dritte Quartal positiv, sagte Kipar: «Sowohl für die Binnenwirtschaft als auch für den Außenhandel dürfte im Sommer ein positiver Wachstumsbeitrag unter dem Strich stehen, womit wir trotz hoher globaler Unsicherheiten eine BIP-Wachstumsrate von 0,5 Prozent zum Vorquartal erwarten.» Im Frühjahr war die deutsche Wirtschaft zum Vorquartal um 0,4 Prozent gewachsen.

dpa