Stahlverband warnt vor Preiskampf durch Überkapazitäten

Die Stahlindustrie hat mit massiven Überkapazitäten zu kämpfen, sagt Der Weltstahlverbands-Chef Wolfgang Eder. Foto: Oliver Berg
Die Stahlindustrie hat mit massiven Überkapazitäten zu kämpfen, sagt Der Weltstahlverbands-Chef Wolfgang Eder. Foto: Oliver Berg

Die Stahlbranche kämpft mit sinkenden Preisen und Überkapazitäten. Besonders hart ist der Wettbewerb mit der Konkurrenz aus China. Um besser bestehen zu können, arbeitet der österreichische Konzern Voestalpine bereits an einem weitgehend menschenleeren Stahlwerks. Der Präsident des Weltstahlverbands, Wolfgang Eder, hat vor einem Preiskampf in der Branche gewarnt. Hintergrund seien weltweit massive Überkapazitäten, sagte Eder am Dienstagabend in Düsseldorf.

Allein in Europa bezifferte Eder die Überkapazitäten auf «30 bis 40 Millionen Tonnen». Von der vorhandenen Gesamtkapazität von rund 210 Millionen Tonnen werde vermutlich nur ein Anteil von etwa 170 Millionen Tonnen tatsächlich gebraucht.

Damit könnten von möglichen Kapazitätsanpassungen bis zu 70 000 der europaweit noch rund 350 000 Stahl-Beschäftigten betroffen sein. Belastet werde die Stahlproduktion in Europa auch durch politische Rahmenbedingungen, die für eine zusätzliche Kostenbelastung sorgten, so Eder, der auch Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine ist. Wenn keine Änderung eintrete, rechne er bis zum Jahr 2030 mit einer Halbierung der europäischen Stahlproduktion.

Derzeit würden in Europa Stahlimporte aus China angeboten, deren Preise zwischen 15 und 20 Prozent unter den Preisen europäischer Hersteller lägen, sagte Eder. Betroffen davon seien vor allem die Hersteller technologisch einfacher Stahlprodukte.

Um den Bereich Forschung und Entwicklung bei dem österreichischen Stahlkonzern voranzutreiben, kündigte der Voestalpine-Chef die Gründung eines neuen Entwicklungs- und Testcenters am Standort Düsseldorf an. Geplant sei die Schaffung von zunächst acht bis zehn Stellen an dem Standort. Für Düsseldorf habe man sich unter anderem wegen des guten Forschungsumfelds entschieden.

Der österreichische Stahlkonzern arbeite bereits heute an einer weiteren Automatisierung der Produktionsprozesse in der Stahlindustrie. Etwa in drei bis vier Jahre könne ein Stahlwerk weitgehend ohne Menschen Wirklichkeit werden, meinte Eder. Dadurch könne die Produktivität weiter erhöht und die Fehleranfälligkeit verringert werden.

dpa