Lana Del Rey: Düsteres Schmachten, rauchige Stimme

Sandstrände und brüchige Liebe: Auch das neue Album von Lana Del Rey spielt sich vor diesem Hintergrund ab. Ihr Sound hat sich weiterentwickelt - doch die Melancholie ist geblieben. Mit dem Song «Video Games» wurde Lana Del Rey 2011 bekannt. Der klangvolle Künstlername, die rauchige Stimme, laszive Blicke unter langen Wimpern - eine Stilikone war geboren.

Verwackelte, analog anmutende Aufnahmen zeigen im Video kalifornische Skater, wehende Palmenblätter, Paparazzi und die amerikanische Flagge.

Diese Ästhetik setzt Lana Del Rey, die eigentlich Elizabeth Grant heißt, im neuen Album «Honeymoon» fort. Doch musikalisch will die Sängerin mit dem Schmollmund und dem leicht unterkühlten Auftreten weg vom Sound des vorherigen Albums. Düster und filmisch bleibt er.

Immer noch schreibt die 29-Jährige über Charaktere, die durch Jahrzehnte der amerikanischen Popkultur wabern. Sie greift Schnipsel aus Hollywood-Filmen, Beat-Literatur und Film Noir auf. Liebe ist das vorherrschende Thema, doch fast nie kommt sie ohne Trauer, Abweisung oder Verlust aus - daraus setzt sich die Kunstfigur Lana Del Rey zusammen.

War das Durchbruch-Album «Born To Die» (2012) mit einer Mischung aus Beats und Orchesterklängen noch am Hip-Hop orientiert, hielt sich «Ultraviolence» (2014) an Gitarren und zurückhaltende Produktion. Mit dem neuen Album soll damit wieder Schluss sein. «Es ist sehr anders als das letzte», sagte die Sängerin dem Magazin «Billboard».

Was geblieben ist: Melancholie und Pathos. Auf «Honeymoon» dominieren getragene Melodien, sinnliche Streicher und spärliches Schlagzeug. Das gibt Lana Del Reys Stimme reichlich Platz. Sie flüstert rauchige Worte und jubiliert sich durch Refrains. Aus der Reihe fällt die Vorab-Single «High By The Beach», die mit teils dunklen Bässen und hektischen Drums wie eine moderne Hip-Hop-Produktion klingt.

Wer eine spritzige Pop-Platte mit Radio-Hits erwartet, wird bei «Honeymoon» einige Längen erleben und sich mehr Abwechslung wünschen. Doch das Album schafft eine dichte, hypnotische Atmosphäre, die die Songs zusammenbindet. Den Schlusspunkt setzt eine Version von «Don't Let Me Be Misunderstood», woran sich schon viele Künstler versucht haben - hier fügt sich das Cover nahtlos ein.

«Wenn ich mir ihr Zeug ansehe, wenn ich mir ihr Zeug anhöre, werde ich an alles erinnert, was ich an Los Angeles liebe», schreibt Hollywood-Star James Franco im «V Magazine». «Ich werde in einen langen Korridor mit Kult-Figuren aus Los Angeles gezogen, und Kult-Menschen, die ganze Nacht wach wie Vampire und Biker.» Lana Del Rey scheint oft in anderen Sphären zu schweben - wie vielleicht auch ihre Bewunderer.

dpa