VW muss Diesel-Vorwürfe in den USA sehr ernst nehmen

Wirklich clean? Ein VW Passat TDI Clean Diesel bei der North American International Autoshow in Detroit. Foto: Friso Gentsch/Archiv
Wirklich clean? Ein VW Passat TDI Clean Diesel bei der North American International Autoshow in Detroit. Foto: Friso Gentsch/Archiv

VW drohen in den USA Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Die Umweltbehörde EPA wirft dem Konzern vor, bei der Abgasmessung von Dieselmotoren manipuliert zu haben. Die Deutsche Umwelthilfe will nun sogar ein Fahrverbot für Diesel-Autos in Deutschland erreichen. 

Die schweren Manipulationsvorwürfe gegen Volkswagen in den USA können nach Ansicht von Autofachmann Ferdinand Dudenhöffer die gesamte deutsche Autoindustrie beschädigen.

Die US-Umweltbehörde EPA beschuldigt VW gegen das Klimaschutzgesetz «Clean Air Act» verstoßen zu haben.

Der Autobauer wollte sich am Samstag nicht zu Details äußern, versprach aber eine umfassende Zusammenarbeit mit den US-Behörden, um die Vorwürfe aufzuklären. Wie die EPA am Freitag in Washington mitgeteilt hatte, soll VW eine spezielle Software eingesetzt haben, um die Messung des Schadstoffausstoßes zu manipulieren. Die Behörde forderte den Rückruf von 482 000 Diesel-Autos. Betroffen sind nicht nur Fahrzeuge der Kernmarke VW, sondern auch ein Modell der Tochter Audi. Dem Unternehmen drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. «Das ist äußerst ernst zu nehmen», sagte Dudenhöffer am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Neben hohen Kosten drohe Volkswagen in den USA ein enormer Imageschaden. Den ohnehin schlecht laufenden Geschäften der Kernmarke VW dort werde der Vorgang ebenfalls nicht helfen.

Und dabei bleibe es nicht: «Das betrifft die gesamte deutsche Autoindustrie», sagte Dudenhöffer. Auch Daimler und BMW hätten in den vergangenen Jahren den Diesel in den USA als saubere Technologie beworben. Die Vorwürfe gegen VW könnten das schlechte Image des Antriebs in den USA weiter beeinträchtigen und damit auch Folgen für die gesamte Branche haben.

Doch auch in Europa könnte der Skandal Folgen haben. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will angesichts der Manipulationsvorwürfe gegen VW ein Fahrverbot von Dieselfahrzeugen in Deutschland erreichen. Das Problem bestehe nicht nur in den USA, sondern in noch deutlich stärkerem Umfang in Europa vor allem bei den deutschen Herstellern, teilte die Organisation am Samstag in Berlin mit.

Die DUH will nun vor deutschen Gerichten ein Fahrverbot für Diesel-Pkw erstreiten. Die Organisation wirft Autoherstellern seit längerem vor, die Abgasbelastung durch Dieselantriebe zu schönen.

Der VW-Sprecher betonte, für den Konzern gehörten Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu den strategischen Unternehmenszielen. «Deshalb nimmt Volkswagen diese Vorwürfe sehr ernst und arbeitet eng und kooperativ mit der untersuchenden Behörde zusammen und veranlasst alles in seiner Macht stehende, um die Hintergründe für die erhobenen Vorwürfe gründlich aufzuklären.»

Laut EPA soll es durch das Programm möglich sein, das Abgas-Kontrollsystem nur bei offiziellen Emissionstests zu aktivieren. Das würde bedeuten, dass die Luftverpestung im Normalbetrieb viel höher wäre. Bislang seien Fahrzeuge der Baujahre 2009 bis 2015 aufgefallen, darunter das wichtigste Modell Jetta, aber auch der Golf, Beetle und der Passat.

«Solche Mittel zu benutzen, um die Klimaschutzstandards zu umgehen, ist illegal und eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit», sagte EPA-Vertreterin Cynthia Giles. Ihre Behörde werde die Untersuchungen in diesem «sehr ernsten» Fall fortsetzen. Dabei sei nicht auszuschließen, dass weitere Verdachtsfälle ans Licht kämen.

VW könnten Strafen von bis zu 37 500 Dollar (gut 33 000 Euro) pro Wagen drohen, also insgesamt über 18 Milliarden Dollar, wenn sich die Vorwürfe bestätigen sollten. Allerdings ist völlig unklar, ob dieses theoretische Höchstmaß ausgeschöpft würde. Die EPA hat bislang noch keine Strafen verhängt und keinen Rückruf befohlen, sondern diesen nur gefordert.

dpa