Milliardenfusion: Deutsche Wohnen will LEG Immobilien

Die Frankfurter Deutsche Wohnen AG und die kleinere Düsseldorfer Rivalin LEG Immobilien wollen fusionieren. Foto: Frank Rumpenhorst
Die Frankfurter Deutsche Wohnen AG und die kleinere Düsseldorfer Rivalin LEG Immobilien wollen fusionieren. Foto: Frank Rumpenhorst

Deutschlands größter Wohnungskonzern steigt in den Dax auf, zwei Konkurrenten schließen sich zusammen, um mitzuhalten.

Die wachsende Macht des Finanzmarktes bei den Wohnungen macht Mieterschützern Sorge. Am boomenden deutschen Immobilienmarkt kommt eine neue Milliardenfusion: Der Immobilienriese Deutsche Wohnen mit knapp 142 000 Wohnungen vor allem in Berlin will sich mit der Düsseldorfer LEG Immobilien (110 000 Wohnungen) zusammenschließen.

Gemeinschaftlich wollen die beiden Wohnungsriesen den Rückstand zum Branchenführer Vonovia (ehemals Deutsche Annington - über 350 000 Wohnungen) verkürzen, der am Montag erstmals im Börsenleitindex Dax notiert wurde. Der Zusammenschluss soll bis Ende Dezember dieses Jahres vollzogen werden, wenn die Aktionäre und Aufsichtsbehörden mitspielen. Der künftige Deutsche-Wohnen-Großkonzern mit Hauptsitz in Berlin und Düsseldorf als zweitem Standort verspricht sich höhere Gewinne durch Synergien und Einkaufsvorteile in zweistelliger Millionenhöhe.

«Wir sind beide überzeugt, dass die Kombination unserer Unternehmen von Vorteil für alle Beteiligten ist», sagte Deutsche Wohnen-Chef Michael Zahn in einer gemeinsamen Telefonkonferenz mit LEG-Chef Thomas Hegel am Montag. «Zusammen werden wir ein unglaublich starkes Portfolio bewirtschaften.»

Die Sozialcharta der LEG für Mieter und Mitarbeiter werde weiter strikt eingehalten, versicherte Hegel. Zu möglichen Stellenkürzungen in den Verwaltungen wollten die beiden Vorstandschefs noch keine Angaben machen.

Erst im vergangenen Jahr hatte sich Vonovia den Konkurrenten Gagfah für 3,9 Milliarden Euro einverleibt und auch danach noch weiter zugekauft.

Deutsche Wohnen wiederum übernahm den Wettbewerber GSW im Jahr 2013 und beschaffte sich jüngst im Juni über eine Kapitalerhöhung frisches Geld im Volumen von 900 Millionen Euro. Auch nach der geplanten Fusion habe die Deutsche Wohnen noch genug Kraft für weitere Zukäufe, versicherten die beiden Vorstandschefs. Gemeinsam verfügten sie dazu über etwa eine Milliarde Euro.

Das Fusionsfieber in der Branche stößt auf zunehmende Kritik. Die Marktmacht weniger, börsennotierter Anbieter könne die Mieten hochtreiben, erklärte DMB-Bundesdirektor Lukas Siebenkotten. Wohnen gehöre zu den Grundbedürfnissen des Menschen und dürfe nicht an reiner Marktlogik ausgerichtet werden, kritisierte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Chris Kühn.

Die beiden Vorstandschefs versprachen dagegen nach der Fusion «signifikante Investitionen» in ihre Wohnungsbestände. Ziel sei es, die Wachstumsregion NRW zu stärken und neue Regionen zu erschließen. Die Wohnbestände beider Unternehmen seien durch niedrige Leerstandsquoten und überdurchschnittliche Mietentwicklungen gekennzeichnet, so Zahn. Darüber hinaus seien sowohl Deutsche Wohnen als auch LEG nur gering verschuldet, so dass sich auch nach der Fusion nichts an der Bonitätsbewertung ändern dürfte.

Die beiden börsennotierten Konzerne hatten bereits am Wochenende ihren Zusammenschluss angekündigt. Mit einem Wert von gut 4,6 Milliarden Euro wäre es die bislang größte Transaktion in der Branche.

Federführend bei dem Zusammenschluss wird die Deutsche Wohnen sein. Sie bietet den Aktionären der LEG 3,3 neue eigene Aktien für jedes LEG-Papier, was einem Aufschlag von rund 13 Prozent auf den aktuellen Börsenwert entspricht. Bedingung ist, dass mehr als die Hälfte der Aktionäre das Angebot annehmen. Am Ende sollen die Aktionäre der Deutschen Wohnen 61 Prozent und die der LEG 39 Prozent an dem neuen Unternehmen halten. Am deutschen Immobilienmarkt wird seit Jahren heftig fusioniert. Historisch niedrige Zinsen und eine steigende Nachfrage nach Immobilien treiben diese Entwicklung an.

dpa