Tesla-Chef: Deutsche Autobauer müssen bei E-Autos springen

Ein Elektroauto auf Basis des Fiat 500. In Deutschland kommen E-Autos nicht auf Touren, die Verkaufszahlen sind bescheiden. Foto: Jens Büttner
Ein Elektroauto auf Basis des Fiat 500. In Deutschland kommen E-Autos nicht auf Touren, die Verkaufszahlen sind bescheiden. Foto: Jens Büttner

Wo Elon Musk auftaucht, wird er wie ein Popstar gefeiert. Der US-Milliardär, der PayPal mitgründete, schicke Elektroflitzer baut und zum Mars will, diskutierte jetzt mit Sigmar Gabriel über E-Autos und Klimaschutz. Was sagt Musk zur VW-Affäre? Der US-Milliardär und Chef des kalifornischen Elektroauto-Herstellers Tesla, Elon Musk, rät der vom VW-Abgasskandal geschockten deutschen Autobranche, sich auf umweltfreundliche Antriebe zu konzentrieren.

Deutschland habe «wunderbare Hersteller und hervorragende Ingenieure», die nun bei Elektro-Autos den Sprung wagen müssten.

 «Da müssen die allerbesten Leute drangesetzt werden», sagte Musk am Donnerstag in Berlin. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte ihn zu einer Talkrunde in sein Haus eingeladen. Gabriel machte sich für staatliche Kaufanreize bei Elektroautos stark. «Was jetzt kommen muss, sind Incentives», sagte er. Der 44-jährige Musk meinte, eigentlich wäre es besser, wenn sich der Staat aus dem Automarkt heraushalte. Strafzahlungen für einen hohen Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) wären sinnvoller als Subventionen, damit saubere Antriebe sich durchsetzen: «Mein Wunsch ist eine korrekte Bepreisung von CO2.»

Zum VW-Skandal um gefälschte Abgas-Werte bei Dieselfahrzeugen, der in den USA aufgedeckt wurde, sagte Musk: «In den Nachrichten hören wir von Stickoxiden. Natürlich ist das schlecht.» Größere Sorgen mache ihm die Erderwärmung und der Zustand der Weltmeere.

Der Milliardär aus Kalifornien, der mit Tesla auch Batterien baut und mit seiner Raumfahrt-Firma SpaceX Menschen zum Mars bringen will, wurde vom Publikum im Wirtschaftsministerium wie ein Popstar gefeiert. Als der Vizekanzler die Fragerunde verlassen musste und zum Flüchtlingsgipfel im Kanzleramt aufbrach, gab es vom jungen Publikum viel Applaus: «Den Beifall nehme ich ihnen übel», meinte Gabriel. «Aber ich verstehe ihn.»

Gabriel schlug auch vor, dass in den öffentlichen Fahrzeugflotten von Bund, Ländern und Kommunen künftig zu einem bestimmten Prozentsatz E-Autos sein müssen. Dann würden die Preise sinken und die Verkaufszahlen von Elektro-Autos zulegen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte der Industrie zuletzt auf der Automesse IAA zugesagt, dass eine Entscheidung zu staatlichen E-Auto-Anreizen noch in diesem Jahr fallen wird. Einige Länder wie Norwegen fördern den Absatz von Elektro-Fahrzeugen bereits mit deutlichen Vorteilen.

Die Bundesregierung ist von dem Ziel, dass bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen rollen, weit entfernt. In den ersten acht Monaten 2015 wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes 6456 Elektro-Autos neu zugelassen. Das war zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 61,4 Prozent - der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen lag aber nur bei 0,4 Prozent.

dpa