Ausstellung über Damenmode der 30er Jahre

Eine bunte Auswahl an Bademode aus den dreißiger Jahren. Foto: Matthias Balk
Eine bunte Auswahl an Bademode aus den dreißiger Jahren. Foto: Matthias Balk

Im Rückblick wirken die 1930er Jahre schwarz-weiß - oder braun. Dass sie in Sachen Mode aber ganz schön bunt waren, zeigt eine neue Ausstellung im Münchner Stadtmuseum: «Gretchen mag's mondän.» Hosenröcke, schiefe Hüte und Affenpelz: Die Damenmode der 1930er Jahre war ziemlich bunt und experimentierfreudig, wie eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum zeigt.

Hosenröcke, schiefe Hüte und Affenpelz: Die Damenmode der 1930er Jahre war ziemlich bunt und experimentierfreudig, wie eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum zeigt.

«Das Klischee vom blonden, strammen Uniform-Mädel oder der biederen Soldaten-Mutter kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Dritten Reich sehr wohl an Schminke, Mode und Zigaretten interessiert waren», sagte die Kuratorin der Ausstellung «Gretchen mag's mondän - Damenmode der 1930er Jahre», Isabella Belting, in München. Noch bis zum 29. Mai 2016 werden rund 150 historische Damenkleider und Kostüme im Stadtmuseum gezeigt, dazu noch Accessoires wie Pelze, Schuhe, Taschen, Hüte, Schals und Schminkutensilien. Angeordnet sind die Ausstellungsstücke nicht chronologisch, sondern nach Tagesablauf - angefangen vom Pyjama über bequeme Tageskleidung bis hin zum «Tagesendkleid» genannten Cocktailkleid. Bizarre modische Auswüchse sind auch dabei: tote Füchse, Affenpelz und Krokodilleder-Taschen, bei denen noch der Kopf und die Füße des Tieres erkennbar sind.

«Eleganz und französische Modevorbilder wurden selbst nach Kriegsbeginn meist als weibliche Schwäche geduldet, schließlich präsentierte sich das NS-Regime nach außen hin gerne als weltläufig», sagt Belting. Ein Modediktat, eine «Reichskleiderordnung», gab es nicht. Label mit der Abkürzung ADEFA aber erinnern an die Zwangsarisierung, die Enteignung und Ermordung jüdischer Unternehmer. Die Abkürzung steht für «Arbeitsgemeinschaft deutsch-arischer Fabrikanten der Bekleidungsindustrie».

«Es gibt ein paar Hinweise in der Geschichte der Mode, dass es möglich ist, abzulesen, welche Auswirkungen gesellschaftliche Entwicklungen auf das Mode-Design haben», sagte der Professor für Kunstpädagogik und Kunsttheorie an der Uni Eichstätt-Ingolstadt, Rainer Wenrich, zu dessen Forschungsschwerpunkten Modedidaktik und Modetheorie gehören. In den 1930er Jahren sei ein klarer Einschnitt zu erkennen, eine Rolle rückwärts.

«Seit den Goldenen 20er Jahren bis Anfang der 30er war ein Weg in Richtung Emanzipation schon klar sichtbar. Frauen trauten sich, Hosen anzuziehen und die Haare kurz zu tragen.» Ein gewisser maskuliner Chic habe sich entwickelt, «eine gewisse Coolness auch» - doch dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht und mit ihnen ihr Frauenbild.

«Die Tendenz ging dann wieder zurück», sagte Wenrich, der in diesem Jahr ein Buch mit dem Titel «Die Medialität der Mode. Kleidung als kulturelle Praxis» auf den Markt gebracht hat. «Es kommt nicht von ungefähr, dass die Frauen dann wieder Tracht getragen haben. Es gab die deutlich erkennbare Rückwende einer Entwicklung, die schon viel bewirkt hatte.»

Kuratorin Belting sagt: «Das "Dirndlklischee" wurde von der NS-Bildpropaganda benutzt, um das modische Erscheinungsbild einer Vielzahl von deutschen Frauen zu überlagern.» Alles habe dieses Klischee aber nicht überlagern können. «Es hat sich herauskristallisiert, dass es die einheitlich gewandete und im "Gretchenstil" gekleidete Frau in Deutschland nicht gab», meinte sie. «Die moderne Frau, an der die Jahre der Neuen Sachlichkeit nicht spurlos vorübergegangen waren, ließ sich nicht dem Ideal der deutschtümelnden Propagandisten unterwerfen.»

dpa