VW: "Ermitteln auf Hochtouren"

Matthias Müller, neuer Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG bei einer Pressekonferenz im VW Werk in Wolfsburg. Foto: Julian Stratenschulte
Matthias Müller, neuer Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG bei einer Pressekonferenz im VW Werk in Wolfsburg. Foto: Julian Stratenschulte

Wer hat wann vom Einsatz der betrügerischen Software gewusst, die bei VW-Dieselautos die Abgaswerte geschönt hat? Die Antwort ist wichtig bei der Aufarbeitung des Skandals, und könnte auch strafrechtliche Konsequenzen haben. Verantwortliche bei Volkswagen haben offenbar schon vor mehreren Jahren Kenntnis vom Einsatz rechtswidriger Software in Dieselautos des Konzerns gehabt. Das legt ein Bericht der internen Revision bei Volkswagen nahe, über den mehrere Zeitungen am Sonntag berichteten.

So habe schon 2011 ein Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass die Software einen Rechtsverstoß darstellen könnte, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» unter Verweis auf den Prüfbericht. Dieser Bericht sei dem Aufsichtsrat bei seiner Sitzung am Freitag vorgelegt worden. Er gebe aber keine befriedigenden Antworten, warum die Warnung vor dem illegalen Tun in den Hierarchien versandet sei. Sollte Managern nachgewiesen werden, dass sie in den Skandal direkt verwickelt sind, müssten sie mit strafrechtlichen Konsequenzen und Schadenersatzforderungen rechnen. Der bisherige VW-Chef Martin Winterkorn war am Mittwoch zurückgetreten, zum Nachfolger wurde Porsche-Chef Matthias Müller bestimmt.

Ein Volkswagen-Sprecher wollte den Bericht am Sonntag nicht kommentieren. «Wir ermitteln auf Hochtouren und werden die Ergebnisse, sobald wir sie haben, bekanntgeben», sagte VW-Sprecher Peter Thul.

Die «Bild am Sonntag» berichtete, bei den Untersuchungen in der Abgas-Affäre sei die interne Revision des Fahrzeugherstellers auch auf ein brisantes Dokument gestoßen. Der Zulieferer Bosch habe schon 2007 in einem Schreiben an den VW-Konzern vor einer illegalen Verwendung seiner Technik zur Abgasnachbehandlung gewarnt. Bosch habe die Software an VW geliefert, die allerdings nur für Testzwecke und nicht für den normalen Fahrbetrieb vorgesehen gewesen sei. Der Zeitung zufolge teilte der Zulieferer damals den Wolfsburgern mit, dass der geplante Einsatz gesetzeswidrig sei.

Bosch äußerte sich am Sonntag nicht dazu. «Wir sind gegenüber VW zu Vertraulichkeit verpflichtet», sagte ein Bosch-Sprecher in Stuttgart.

Das Kraftfahrtbundesamt hat Volkswagen unterdessen aufgefordert, bis zum 7. Oktober einen verbindlichen Maßnahmen- und Zeitplan vorzulegen, bis wann die Fahrzeuge auch ohne Manipulationssoftware die verbindliche Abgas-Verordnung einhalten können. Ein entsprechender Bericht der «Bild am Sonntag» wurde aus dem Verkehrsministerium in Berlin bestätigt.

Der VW-Sprecher sagte dazu: «Wir arbeiten an einer Lösung, die wir mit den Behörden abstimmen werden.» Wichtig sei für das Unternehmen, schnellstmöglich seine Kunden zu informieren. Ob dies direkt oder über die Händler geschehen werde, werde derzeit abgestimmt. Bereits am Samstag hatte Volkswagen angekündigt, die betroffenen Fahrzeuge würden auf Kosten des Konzerns nachgebessert. Das Vorgehen werde für die einzelnen Märkte mit den jeweiligen Behörden abgestimmt. «Das kann eine Rückrufaktion sein, aber auch eine Serviceaktion.»

dpa