Ganz neues Problem für Löw: 17 Sonntagsarbeiter

Joachim Löw erwartet seine Spieler am Montag in Frankfurt. Foto: Federico Gambarini
Joachim Löw erwartet seine Spieler am Montag in Frankfurt. Foto: Federico Gambarini

Die Vorbereitung auf die letzten EM-Qualifikationspartien ist für Löws Weltmeister-Team nicht ideal. Dem Bundestrainer fehlt Zeit. Schuld sind die Ansetzungen in der Bundesliga wie in England und Spanien. An der Zielsetzung lässt Löw aber keine Zweifel aufkommen. Mit diesem Problem wurde Bundestrainer Joachim Löw noch nie konfrontiert. Gleich 17 von 23 Spielern seines DFB-Kaders für die finalen Partien in Irland und gegen Georgien zur EM-Qualifikation waren bei ihren Clubs noch als Sonntagsarbeiter von München bis Madrid gefragt.

«Das ist für uns eine einmalige Konstellation, die es so noch nie gab», sagte Löw vor seinem 125. Länderspiel als Chefcoach des Deutschen Fußball-Bundes am Donnerstag in Dublin. Erst bis zum späten Montagabend müssen Bastian Schweinsteiger und Co. in der noblen Villa Kennedy in Frankfurt eintrudeln. «Die Spiele sind Donnerstag und Sonntag, wir haben nicht mal eine komplette Woche, haben nur eine ganz kurze Vorbereitung, auf die wir uns voll konzentrieren müssen», forderte der 55 Jahre alte DFB-Chefcoach ein schnelles Umschalten auf den Nationalmannschaftsmodus. Löw weiß aber auch, dass er zunächst die Club-Befindlichkeiten noch beachten muss - gerade nach den Spitzenspielen Bayern München gegen Borussia Dortmund und FC Arsenal gegen Manchester United in der Bundesliga und in der Premier League, bei denen gleich elf seiner Akteure und damit fast die Hälfte seines Kaders involviert waren.

«Wir haben es auch geschafft, wenn die Spieler mit Enttäuschungen kamen. Das wird auch am Montag so sein. Da muss ich damit rechnen, dass einige Spieler erst einmal niedergeschlagen sind, andere mit guter Laune kommen», sagte Löw, der bei der Toppartie in München selbst einen Sonntags-Pflichttermin hatte.

Die erste ernsthafte Übungseinheit plant Löw für Mittwoch ein - das Abschlusstraining im Stadion an der Landsdowne Road in Dublin. «Da müssen wir schauen, was wir bis dahin in welchem Maße einfordern können», sagte Löw über die suboptimale Vorbereitung auf das Irland-Spiel.

Ein Remis würde für das EM-Ticket reichen. Doch Löw warnt vor Sorglosigkeit. Vor drei Jahren wurden die Boys in Green mit 6:1 überrumpelt, doch die Erinnerungen an das bittere 1:1 von Gelsenkirchen vor exakt zwölf Monaten, als die WM-Nachwehen noch Ungemach verursachten, sind noch frisch. «Sie haben selbst auch noch Ambitionen, wollen in der Qualifikation noch ein Wort mitreden. Sie haben Schottland im Nacken, können sogar noch Polen überholen. Da muss man mit der Mentalität der Iren rechnen, dass sie alle Möglichkeiten ausschöpfen», mahnte Löw.

Die Zeit für Personalversuche hält Löw daher auch noch nicht für gekommen. «Jetzt geht es um das Erreichen der EM-Endrunde. Wir haben nur eine Woche, die Vorbereitung ist kurz. Ich möchte da keine Experimente machen, sondern brauche Spieler, die im Rhythmus sind», sagte er. Erst bei den Partien gegen Frankreich (13.11.) und möglicherweise die Niederlande (17.11.) will er den Testmodus wieder aktivieren. «Im November haben wir eine andere Konstellation. Da bin ich vielleicht auch wieder bereit, Veränderungen vorzunehmen, Spielern eine Chance zu geben, etwas auszuprobieren.»

Als Tabellenführer der Gruppe D hat die DFB-Auswahl nach fünf Siegen in Serie mit 19 Punkten die beste Ausgangslage zur direkten EM-Qualifikation. Selbst bei einer ersten Niederlage gegen Irland seit 21 Jahren könnte mit einem Sieg gegen Georgien am Sonntag in Leipzig das Ticket aus eigener Kraft gebucht werden.

Auf solche Rechenspiele will sich Löw aber gar nicht erst einlassen. Der eigene Anspruch als Weltmeister ist ein anderer: «Wir wollen die Qualifikation seriös und konzentriert zu Ende spielen. Unser Ziel lautet, die beiden Spiele gegen Irland und Georgien zu gewinnen und uns als Gruppenerster für die Europameisterschaft in Frankreich zu qualifizieren.»

dpa