Nach Tor-Gala gegen BVB: Bayern warnen statt zu feiern

Die Bayern um Thomas Müller, Javier Martínez, Philipp Lahm und Robert Lewandowski (l-r) schossen den BVB ab. Foto: Tobias Hase
Die Bayern um Thomas Müller, Javier Martínez, Philipp Lahm und Robert Lewandowski (l-r) schossen den BVB ab. Foto: Tobias Hase

Deutscher Meister 2016: Ziemlich sicher wieder der FC Bayern. Nach dem beeindruckenden Auftritt im Liga-Spitzenspiel sieht auch Dortmunds Trainer Thomas Tuchel keinen anderen Kandidaten. Siege wie dieses 5:1 sollen auch für Pep Guardiolas Zukunft Wirkung zeigen. Zur 26. deutschen Meisterschaft und dem historischen vierten Titel nacheinander wollte sich beim FC Bayern keiner gratulieren lassen.

«So weit sind wir noch nicht. Wir haben einen wunderbaren Start hingelegt. 

Aber wir sind gerade mal Anfang Oktober», sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 5:1 und einem Klassenunterschied im Bundesliga-Gipfel gegen Borussia Dortmund. «Es ist der achte Spieltag, und wir bestreiten einen Marathonlauf», pflichtete Sportvorstand Matthias Sammer bei. Und nur mit der Meisterschaft allein ist es bei den ehrgeizigen Münchnern ohnehin nicht getan. Zwar mahnten die Bayern-Bosse pflichtgemäß, aber die erste Titelfrage der Saison ist seit Sonntagabend weitestgehend beantwortet. Der deutsche Fußball-Rekordmeister stellte nicht nur seinen Startrekord von acht Siegen ein, sondern baute seinen Vorsprung in der Tabelle auf für die Konkurrenz beängstigende Abstände aus. Sieben Punkte vor Dortmund, acht vor Schalke - die Saison verspricht im Kampf um den Meistertitel Langeweile.

«Es könnte sicher für den neutralen Fan spannender sein aktuell, aber von der Meisterschaft brauchen wir noch nicht sprechen. Es kann noch so viel passieren», sagte der herausragende Doppeltorschütze Thomas Müller (26./34./Foulelfmeter). «Wenn wir die Spiele nicht gewinnen, kommt keiner und klopft uns auf die Schulter und sagt: Super, dass ihr die Liga spannend haltet. Sondern dann gibt’s Kritik. Deswegen versuchen wir, die Liga so unspannend wie möglich zu halten.» Das gelingt den Münchnern, für die neben Müller Dauertorjäger Robert Lewandowski (46./58.) sowie Mario Götze (66.) als zweiter ehemaliger Dortmunder trafen. Für den BVB sorgte Pierre-Emerick Aubameyang (37.) kurzzeitig für so etwas wie Spannung.

Beängstigend dürfte es bei der Bayern-Konkurrenz klingen, dass der Titelverteidiger keinen Gang runterschalten will. «Wir dürfen jetzt nicht nachlassen bis zum Winter und wollen versuchen, das Polster zu erweitern», betonte Nationaltorwart Manuel Neuer vor dem Start in die Länderspielpause. Mit Langeweile in der Liga will er sich erst gar nicht befassen. «Das interessiert uns nicht. Wir werden jetzt nicht absichtlich Spiele verlieren.» Zudem steht neben der Champions League, in der die Zeichen schon nach zwei Spielen klar auf Gruppensieg stehen, noch das knifflige DFB-Pokalspiel Ende Oktober beim VfL Wolfsburg an.

Das ist noch ein paar Wochen weg, noch ein paar Wochen mehr ist Zeit bis zum Jahreswechsel. Bis dahin hätte der FC Bayern gerne Klarheit über die Zukunft von Trainer Pep Guardiola, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft. «Ich habe immer gesagt: Zweite Jahreshälfte 2015 - und wir haben noch einige Monate bis Jahresende. Es steht viel pro Bayern München auf dem Tisch. Und so ein Spiel wird den Trainer sicherlich auch glücklich machen», sagte Rummenigge.

Guardiola, bei dem Fragen zur Zukunft nicht zum Lieblingsthema gehören, mochte nach der Machtdemonstration noch nicht an eine Feier auf dem Rathaus-Balkon denken. «Im Oktober ist niemand deutscher Meister», sagte der Spanier. Selbst BVB-Coach Thomas Tuchel sieht aber keine Mannschaft in Deutschland mehr, die den Münchner Fußball-Express auf dem Weg zum nächsten Championat aufhalten könnte. Auf eine entsprechende Nachfrage antwortete der BVB-Coach am Sonntagabend im Münchner Pressesaal: «Tja, was soll ich sagen, Pep? Nein, natürlich nicht.» Tuchel, der im 15. Pflichtspiel als Dortmunder Trainer seine erste Niederlage hinnehmen musste, dürfte ziemlich sicher recht behalten.

dpa