Günstiges Öl drückt Inflation auf Null

«Günstig tanken»: Hauptgrund für die stagnierenden Verbraucherpreise waren die sinkenden Energiekosten. Foto: Ina Fassbender
«Günstig tanken»: Hauptgrund für die stagnierenden Verbraucherpreise waren die sinkenden Energiekosten. Foto: Ina Fassbender

Der kräftige Rückgang der Mineralölpreise entlastet den Geldbeutel der Menschen in Deutschland. Die Inflationsrate fällt auf den Nullpunkt, vor allem Heizöl und Kraftstoffe sind deutlich billiger als vor einem Jahr. Die Verbraucherpreise in Deutschland stagnieren auf dem Niveau des Vorjahres. Insbesondere der wieder verstärkte Rückgang der Energiepreise hat die Inflation gestoppt.

Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, fiel die jährliche Teuerung im September von zuvor 0,2 Prozent auf 0,0 Prozent. «Das ist der zweitniedrigste Wert der letzten sechs Jahre», betonte Ökonom Stefan Schneider von der Deutschen Bank. 

Eine niedrigere Rate hatte es mit minus 0,3 Prozent zuletzt im Januar gegeben. Im Vergleich zum August sanken die Verbraucherpreise im September um 0,2 Prozent. Hauptgrund für die auf Jahressicht stagnierenden Verbraucherpreise war, dass Energie für Verbraucher im September 9,3 Prozent billiger war als ein Jahr zuvor. Damit habe sich der Rückgang im Vergleich zu den letzten Monaten nochmals verstärkt, erklärten die Statistiker.

Für Verbraucher bedeutet das vor allem, dass sie günstiger tanken und heizen können als vor einem Jahr und somit mehr Geld für andere Dinge zur Verfügung haben: Leichtes Heizöl kostete im September 27,9 Prozent weniger als zwölf Monate zuvor, Kraftstoffe 13,8 Prozent. Nach Zahlen des ADAC kostet ein Liter E10 derzeit 1,313 Euro und damit fast 4 Cent weniger als Anfang September und 13,5 Cent weniger als Anfang August.

Auch die Preise für alle anderen Energieprodukte lagen nach Angaben der Statistiker unter dem Vorjahresniveau. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise wäre die Inflationsrate mit plus 1,1 Prozent deutlich höher ausgefallen.

Hingegen müssen Verbraucher für Nahrungsmittel 1,1 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. Damit hat sich der Preisauftrieb bei Lebensmitteln weiter verstärkt. Teurer wurden auf Jahressicht unter anderem Gemüse (plus 9,6 Prozent) und Obst (8,8 Prozent). Deutlich günstiger wurden allerdings Molkereiprodukten wie H-Milch (minus 15 Prozent) oder Schnittkäse (minus 11 Prozent).

Mit plus 1,1 Prozent zogen auch die Preise für Dienstleistungen überdurchschnittlich an. Ausschlaggebend dafür war der Anstieg der Nettokaltmieten um 1,2 Prozent. Für Mieten wenden die privaten Haushalte etwa ein Fünftel ihrer Konsumausgaben auf.

Insgesamt entfernt sich die Inflation aber wieder weiter von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig Teuerungsraten von knapp unter 2,0 Prozent anstrebt. Deshalb haben Europas Währungshüter angekündigt, die Geldschleusen notfalls noch weiter zu öffnen. Seither habe der Fall der Euro-Inflation unter die Null-Prozent-Marke die EZB unter Zugzwang gesetzt, erklärte Helaba-Ökonom Ulf Krauss: «Zwar ist eine Ausweitung des QE-Programms (zum Kauf von Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten) nach den bisherigen Erfahrungen eher kritisch zu sehen. In der Vergangenheit hat die EZB in Phasen erhöhter Unsicherheit aber oft zu neuen Liquiditätsspritzen gegriffen.»

dpa