Sexy und rebellisch: Rock-Schick richtig umsetzen

Die Rock-Mode steht für Rebellion und Sex-Appeal. Dunkles Leder ist dafür das Nonplusultra, wie auch bei Sisley (Frau: Jacke 109 Euro, Hose ca. 55 Euro, Schuhe ca. 87 Euro; Mann: Jacke 354 Euro, Sweater ca. 35 Euro, Hose ca. 77 Euro). Foto: Sisley
Die Rock-Mode steht für Rebellion und Sex-Appeal. Dunkles Leder ist dafür das Nonplusultra, wie auch bei Sisley (Frau: Jacke 109 Euro, Hose ca. 55 Euro, Schuhe ca. 87 Euro; Mann: Jacke 354 Euro, Sweater ca. 35 Euro, Hose ca. 77 Euro). Foto: Sisley

Er ist Ausdruck von Rebellion - und gleichzeitig von Verführung: Der Look der Rock-Stars ist seit Jahrzehnten Vorbild für alle, die nicht auf der Bühne ihre Attitüde zeigen können. Sie bringen den Rock-Schick auf die Straße. Chuck Berry, Elvis Presley, die Rolling Stones - als in den 50er und 60er Jahren der Rock'n'Roll durchbrach, hat er nicht nur die Bühnen, sondern einen ganzen Lebensstil geprägt. Noch heute ist der «Rock-Schick» ein Klassiker der Alltagsmode. Rebellion und Sexiness - das sind die Stichworte, die bei den Experten bei dieser Frage fallen.

Sich von Zwängen zu lösen, Grenzen zu überschreiten - diese Wünsche sieht Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut hinter der Kleidung mit Rock-Flair. «Opposition, Revolte findet so ja gar nicht statt - zumindest keine ernst gemeinte», sagt er. «Deshalb revoltiert vielleicht der Homo Modicus.»

Stilberaterin Anna Bingemer-Lehr aus Köln unterscheidet den Rock-Look der Rolling Stones und den Glam-Faktor inspiriert von David Bowie von der Mode, die sich am ursprünglichen Rock'n'Roll orientiert. Das sind etwa Kleider, die weibliche Kurven unterstreichen, sowie weite Röcke und Petticoats. Aber auch hier steht das Gegen-den-Strom-Schwimmen, das Anderssein im Vordergrund. Man will heute mit dieser Mode zeigen: «Ich schwimme überhaupt nicht im Mainstream mit», beschreibt die Modeexpertin. So seien die 50er Jahre aktuell etwa auch in der Tattoo-Szene sehr beliebt.

Als Farbe der Abgrenzung spielt beim Rock-Schick Schwarz die entscheidende Rolle, erklärt Diplom-Designer Robert Herzog von der Staatlichen Modeschule Stuttgart. Schwarzes Leder ist dabei das Nonplusultra. Leder, einst das Material der Arbeiter, steht auch heute noch ein bisschen für den Underdog. Die schwarze Lederjacke - quasi ein Must-have des Rock-Schicks - hatte ihren Durchbruch, als Marlon Brando sie in den 50ern im Film «The Wild One» trug - natürlich als Rebell, erzählt Herzog.

Heute kommt die Lederjacke aber leicht verändert daher. «Das sind nicht mehr die 1:1-Bikerjacken», sagt Müller-Thomkins. Denn aktuell spielt Leichtigkeit eine Rolle in der Mode, die Jacken werden dünner.

Dünn - das ist nicht nur in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Denn beim Lebensstil à la Sex, Drugs and Rock'n'Roll kommt auch eine gewisse Magerkeit zum Tragen, sagt der Experte. So werde mit Hilfe von Materialien Schlankheit betont. Kunstfasern mit Stretch sorgen zum Beispiel für eine enge Passform. Und so sind Leggins neben der Lederjacke ein weiteres wichtiges Kleidungsstück des Looks. «Hosen: eng, eng, eng!», beschreibt Herzog die Silhouetten.

Beides zu kombinieren - passendes Material und Passform für den Rock-Schick -, das ergibt dann die Lederleggins. Sie sei nicht totzukriegen, sagt Herzog. Er beobachtet außerdem die Rückkehr der Mikro-Minis aus Leder mit einem Reißverschluss vorne in der Mitte.

Doch nicht nur Mini und enge Lederhose sorgen für den nötigen Sex-Appeal des Looks: Auch Elemente mit Spitze und transparente Stoffe kommen zum Einsatz. Darin sieht Herzog eine starke Doppeldeutigkeit. Die Teile sollen sexy und trotzdem abweisend sein. «Auf keinen Fall sind es Dinge, die der bürgerlichen Konventionalität entsprechen», fasst er zusammen.

Ein bisschen Glanz ist für den Glam-Faktor des Rocks auch nicht verkehrt. Das kommt für Müller-Thomkins einmal vom Leder, zum anderen aber auch von Materialien wie Chintz, ein zum Glänzen gebrachtes Baumwollgewebe. Gleichzeitig glänzen Reißverschlüsse, Nieten und die Accessoires, vor allem in Silber und Edelstahl. «Das ist Bling-Bling auf eine roughe-toughe Art.»

Für Bingemer-Lehr, die sich gerne eher am ursprünglichen Rock'n'Roll orientiert, kommt der Glam-Faktor durch geclipste Ohrringe mit Strasssteinen und klassische Dreier-Ketten in Abstufen, etwa in hellem, mittlerem und dunklem Grau, zustande. Für sie lässt sich der Look im 50's Style auch mit dem passenden Make-up unterstützen, etwa einem starken Lidstrich und roten Lippen.

Wann lässt sich der Rock-Schick gut anziehen? «Abgeschwächt kann man ihn zu vielen Gelegenheiten tragen», findet Bingemer-Lehr. Herzog nennt als abgeschwächte Variante für den Alltag die Kombination Jeans und Lederjacke, darunter eine Bluse. «Das wäre so ein Everyday-Look.» Netzstrumpfhose zu engem Kleid, eine Pelzjacke darüber und an die Füße noch Ankle Boots - ein Ausgeh-Outfit.

dpa