Börsianer begrüßen Umbau der Deutschen Bank

Verzerrt spiegelt sich in Frankfurt am Main das Logo der Deutschen Bank in einer Glasfassade. Foto: Frank Rumpenhorst/Illustration
Verzerrt spiegelt sich in Frankfurt am Main das Logo der Deutschen Bank in einer Glasfassade. Foto: Frank Rumpenhorst/Illustration

John Cryan räumt auf bei der Deutschen Bank: Top-Manager müssen gehen, das lange allmächtige Investmentbanking wird umgebaut. Börsianer und Aktionärsvertreter reagieren erfreut. Doch die Deutsche Bank hat noch längst nicht alle Hausaufgaben erledigt. Der radikale Umbau bei der Deutschen Bank kommt bei Börsianern gut an: Am Montag setzte sich die Aktie des Instituts an die Spitze des deutschen Leitindex Dax.

Das Papier legte am Nachmittag um deutlich mehr als zwei Prozent zu, während der Dax nur leicht im Plus war. 

«(Co-Chef John) Cryan wird seinem Ruf gerecht und erfüllt die Erwartungen des Kapitalmarkts», sagte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Am Sonntag hatte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung Personalrochaden in der Führungsriege angekündigt, unter anderem scheiden drei Manager aus dem Vorstand aus. Zudem will Cryan das bisher mächtige Investmentbanking aufspalten, während das Privatkundengeschäft gestärkt werden soll.

Bei den Anlegern weckt der Umbau die Hoffnung auf bessere Zeiten bei Deutschlands größter Bank. Der Markt würdige die Entschlossenheit des neuen Co-Chefs, sagte ein Aktienhändler am Montag. Die Anleger trauten ihm wohl eine erfolgreiche Neuausrichtung der Bank zu. Dagegen seien die Maßnahmen der alten Doppelspitze aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen als eher zögerlich gewertet worden.

Cryan will den Konzern umkrempeln und damit wieder auf Kurs bringen. Die Sparten werden neu zugeschnitten, die Führungsgremien neu geordnet.

«Wir wollen eine besser kontrollierte, kosteneffizientere und stärker fokussierte Bank schaffen», erklärte Cryan. Im Mittelpunkt des Umbaus steht das Investmentbanking: Die Unternehmensfinanzierung wird mit dem Zahlungsverkehrsgeschäft zusammengefügt und vom Wertpapiergeschäft getrennt.

Aus Sicht des Experten Hans-Peter Burghof vollzieht die Deutsche Bank einen überfälligen Schritt. «Die Deutsche Bank zieht nach, was andere schon vollzogen haben: Sie sieht das Investmentbanking nun in erster Linie als Kundendienstleistung, nicht mehr als Selbstzweck», sagte der Professor von der Universität Hohenheim. Zu lange habe dieses Geschäft bei Deutschlands größter Bank vorrangig dem Zweck gedient, möglichst viel am Kunden zu verdienen.

Das Investmentbanking galt lange als wichtigster Gewinnbringer der Bank. Das sei allerdings mit Risiken für den Ruf des Hauses und auf Kosten juristischer Auseinandersetzungen teuer erkauft worden, sagte Burghof. Zahlreiche Skandale hatten den Ruf der Bank beschädigt, dazu gehörten Zinsmanipulationen und fragwürdige Hypothekengeschäfte.

Nieding begrüßte die Abschaffung von zehn der derzeit 16 Vorstandsausschüsse sowie insbesondere das Ende des sogenannten Group Executive Committee - eines erweiterten Vorstands: «Das GEC war uns immer ein Dorn im Auge, weil die direkte Führung durch den Vorstand pragmatischer, schneller und effektiver ist als ein Komitee unterhalb der Vorstandsebene.» Auch DZ-Bank-Analyst Christian Koch sagte, die Deutsche Bank stelle sich deutlich agiler und effizienter auf.

Die Personalrochaden an der Spitze der Bank kämen zwar nicht überraschend, sagte Nieding. Die Zerschlagung alter Seilschaften sei aber zu begrüßen: «Hiermit wird der Neuanfang im Vorstand breiter dokumentiert als nur mit der Berufung Cryans.» Damit habe der Aufsichtsrat den Vorwurf widerlegt, zu zögerlich zu sein.

Analyst Jeremy Sigee von der britischen Investmentbank Barclays betonte, dass das Geldhaus weitere Einschnitte und zusätzliche Kostensenkungen benötige. Auch für Markus Rießelmann vom Analysehaus Independent Research sind die angekündigten Veränderungen nur der erste Schritt. Er müsse noch durch überzeugende Maßnahmen für den Kostenabbau und die Ertragssteigerung unterlegt werden.

dpa