Daimler bleibt auf Erfolgskurs

Daimler ist nicht zu bremsen. Foto: Jan-Philipp Strobel/Illustration
Daimler ist nicht zu bremsen. Foto: Jan-Philipp Strobel/Illustration

Den meisten Autobauern treibt die aktuelle Lage in China Sorgenfalten auf die Stirn. Daimler hingegen bleibt auf Erfolgskurs. Doch an der Börse reichen Bestnoten nicht aus.

Weder die Schwäche in China noch der Abgasskandal beim Rivalen Volkswagen lassen die Erfolgssträhne von Daimler abreißen. Der Stuttgarter Autobauer stemmt sich weiterhin erfolgreich gegen die schwächere Autokonjunktur.

Der Konzern hat zwar seine Erwartungen an den weltweiten Automarkt zurückgenommen - statt eines Plus von zwei Prozent rechnen die Stuttgarter nun wegen der zuletzt deutlichen Abschwächung in China nur noch damit, dass sich der weltweit Pkw-Markt auf Vorjahresniveau bewegt, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Für seine eigenen Autoverkäufen bleibt Daimler aber bei der Aussage: ein deutliches Absatzplus.

«Vor allem in China koppelte sich Daimler von der verhaltenen Marktentwicklung ab», sagte Finanzchef Bodo Uebber in einer Telefonkonferenz. Daimler will auf dem wichtigen Markt nicht nur in diesem Jahr mehr als 300 000 Autos verkaufen. Bis Ende September waren es bereist 277 000 - ein Plus von 27 Prozent. «Im Grundsatz denken wir, dass wir auch 2016 wachsen können», saget Uebber.

Auch der Mitte September öffentlich gewordene Abgas-Skandal bei Volkswagen hat bislang keine Auswirkungen auf das Geschäft von Daimler. «Der Absatz läuft wie geplant in den letzten Wochen», sagte Uebber. Daimler setze weiter auf den Diesel. Dabei könnte sich der Skandal ausweiten: Am Donnerstag gab Volkswagen bekannt, dass ein weiterer Motor betroffen sein könnte.

Die Kosten für mögliche neue Abgas-Testverfahren, die sich stärker an realen Bedingungen orientieren, seien bereits in den Entwicklungsbudgets enthalten, betonte Daimler. Politiker diskutieren derzeit darüber, ob die gegenwärtigen Messverfahren auf dem Prüfstand noch weiter verändert werden müssen.

An der Börse startete die Aktie am Donnerstag trotzdem erst einmal mit einem deutlichen Minus, um sich dann auf dem Vortagesniveau einzupendeln. Die Papiere hatten schon am Mittwoch in Erwartung guter Zahlen zugelegt. Von Analysten wurde der Geschäftsbericht unisono zwar als solide bewertet, das aber reichte offenbar nicht aus. Nach den starken Verkaufszahlen für September habe der eine oder andere Anleger vielleicht auf eine positive Überraschung gehofft, sagte ein Händler am Morgen.

Dabei reißt Daimlers Erfolg im laufenden Geschäft nicht ab. Im dritten Quartal verkaufte Daimler weltweit gut eine halbe Million Autos. Daimler macht mehr als die Hälfte seines Geschäfts mit Autos.

Im dritten Quartal steigerte der Stuttgarter Autobauer seine Umsätze um 13 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem laufenden Geschäft stieg um knapp ein Drittel auf 3,7 Milliarden Euro. Unterm Strich nahm der Konzern mit 2,4 Milliarden Euro weniger ein als im Vorjahreszeitraum (2,8 Milliarden Euro). Vor einem Jahr hatte allerdings der Verkauf der Beteiligung am Motorenbauer Rolls Royce Power Systems mit gut einer Milliarde Euro positiv zu Buche geschlagen.

Im Kerngeschäft mit Autos lag die operative Marge - also der Anteil vom operativen Gewinn am Umsatz - erneut über der Zielmarke von zehn Prozent. Im zweiten Quartal hatte Daimler die selbst gesetzte Messlatte zum ersten Mal seit vier Jahren gerissen und die Rivalen Audi und BMW übertroffen.

Für sein Lkw-Geschäft ist der Autokonzern allerdings wegen der Probleme auf dem lateinamerikanischen Markt und in Indonesien vorsichtiger geworden und rechnet nur noch mit einem leichten Absatzplus in diesem Jahr. Zuvor war Daimler von einem deutlichen Plus ausgegangen. Pläne zur Streichung von 1500 Jobs in einem brasilianischen Lastwagen-Werk hatten die Stuttgarter nur nach massiven Protesten fallen gelassen.

«Wir sehen momentan keine Indikation, dass dieser Markt nach oben gehen sollte», sagte Uebber. «Umso bemerkenswerter ist das Truck-Ergebnis.» Im dritten Quartal stieg der Umsatz in dem gesamten Geschäftsfeld trotz der Schwäche im wichtigen lateinamerikanischen Markt um 14 Prozent. Bei der Profitabilität übertraf Daimler auch im Truck-Geschäft seine eigene Zielmarke.

dpa