Weitere VW-Dieselmotoren geraten in Verdacht

Einer vom Abgas-Skandal betroffene 2.0l TDI Dieselmotor vom Typ EA189 in einem VW Touran. Foto: Julian Stratenschulte
Einer vom Abgas-Skandal betroffene 2.0l TDI Dieselmotor vom Typ EA189 in einem VW Touran. Foto: Julian Stratenschulte

Mindestens zwei Jahre soll der nun verdächtige VW-Motor EA288-Euro-5 eingesetzt worden sein. Falls sich das bestätigt, könnten Hunderttausende oder gar Millionen Fahrzeuge mehr von dem Abgas-Skandal betroffen sein. Im Skandal um manipulierte Abgaswerte droht eine große Zahl weiterer VW-Diesel hierzulande in den Strudel der Affäre zu geraten.

Auch eine ab dem Jahr 2012 gebaute Motorenvariante mit der Abgasnorm Euro-5 steht neuerdings im Fokus von Untersuchungen - zusätzlich zu den schon bekannten Manipulationen an älteren Motoren mit Euro-5.

Angaben zu möglichen Stückzahlen waren am Donnerstag von Volkswagen zunächst nicht zu erfahren. Die Pressestelle sah sich aufgrund der Welle an Medienanfragen außerstande dazu. Der Konzern betonte, dass noch interne Recherchen liefen. Noch sei nichts klar.

Offensichtlich kam der VW-weit gängige Motor EA288-Euro-5, der nun zusätzlich verdächtig ist, mindestens rund zwei Jahre zum Einsatz, wie Experten der Deutschen Presse-Agentur sagten. Das legen auch Angaben aus dem Konzern selber nahe.

Zudem sprechen auch Werte des Kraftfahrt-Bundesamts für eine große Menge an Autos. Demnach erfüllte 2014 erst rund ein Viertel der neuzugelassenen Diesel hierzulande die Euro-6-Norm, drei Viertel hatten noch Euro-5-Motoren eingebaut. Und zu jener deutlich größeren Gruppe gehörte auch die erste Generation der VW-Motoren vom sogenannten Typ EA288, der zunächst nur Euro-5 erfüllte und nun zusätzlich in Manipulationsverdacht steht.

«Es war die Zielvorgabe bei VW, dass der EA288 ab September 2014 die Abgasnorm Euro-6 erfüllt», sagte Motorenexperte Victor Gheorghiu von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Er habe diese Angabe von Volkswagen für eine Lehrveranstaltung 2012 erhalten. Ob diese Vorgabe in die Tat umgesetzt worden sei, wisse er aber nicht.

Auch in der Präsentation eines VW-Managers in den USA ist von September 2014 als Zielmarke für die Umstellung der EA288-Produktion auf Euro-6 die Rede. Der Vortrag ist auf der Website eines US-Instituts für Automobilforschung abrufbar. Demnach stammt die Präsentation von 2012.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass VW auch die zusätzlichen Motoren manipuliert hat, drohen noch mehr Rückrufe als ohnehin schon. 8,5 Millionen sind es bisher EU-weit.

Die Vorzugsaktie der Wolfsburger zeigte sich unbeeindruckt von den neuen Entwicklungen. Das Papier legte bis zum Mittag spürbar zu.

dpa