Abgas-Skandal: Umwelthilfe erhebt Vorwürfe gegen Opel 

Opel weist Vorwürfe über erhöhte Stickoxid-Emissionen als unseriös und nicht nachvollziehbar zurück. Foto: Uli Deck/Archiv
Opel weist Vorwürfe über erhöhte Stickoxid-Emissionen als unseriös und nicht nachvollziehbar zurück. Foto: Uli Deck/Archiv

Haben auch andere Autobauer als VW bei den Abgaswerten getäuscht? Das behaupten Umweltschützer und stellen Opel an den Pranger - doch der Hersteller dementiert scharf. Das Thema Diesel begleitet auch den Bundesverkehrsminister nächste Woche bei einem US-Besuch. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht kommende Woche bei einer Reise durch die USA auch über den Abgas-Skandal bei Volkswagen.

Vereinbart wurden dafür Treffen mit seinem Amtskollegen Anthony Foxx und bei der US-Umweltbehörde EPA in Washington. Das teilte das Verkehrsministerium mit. Die EPA hatte die Manipulationen bei VW-Dieselfahrzeugen ans Licht gebracht. Derweil geriet der zum US-Konzern General Motors gehörende Autobauer Opel ebenfalls in die Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft Opel vor, Abgasgrenzwerte erheblich zu überschreiten und stützt sich bei den Vorwürfen auf Expertenuntersuchungen. Opel wies die Anschuldigungen als unseriös und nicht nachvollziehbar zurück.

In der Abgas-Affäre um Diesel aus dem VW-Konzern hatte sich Dobrindt früh eingeschaltet und wichtige Informationen teilweise noch vor dem Unternehmen an die Öffentlichkeit gebracht, etwa zur Zahl der von den Rückrufen betroffenen Wagen. Themen seiner am Montag startenden und fünf Tage dauernden US-Reise sind neben den Abgasmanipulationen die Digitalisierung sowie vernetztes und automatisiertes Fahren. Dobrindt will unter anderem ein Testgelände der Universität Michigan besuchen, vorgesehen sind auch Termine bei Google und beim Autobauer BMW.

Bei der Kritik an Opel beruft sich die DUH auf die Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule. Sie habe einen Opel Zafira 1.6 CDTi untersucht und dabei in bestimmten Fahrsituationen bis zu 17-fach höhere Stickoxid-Emissionen gemessen als nach dem Euro-6-Grenzwert zulässig. Dies teilte die DUH am Freitag in Berlin mit.

«Da ist überhaupt nichts dran», sagte ein Opel-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Nach DUH-Angaben hat der Opel Zafira im offiziellen Test-Prüfzyklus (NEDC), bei dem sich nur die beiden Antriebsräder drehen, die Vorschriften erfüllt. Drehen sich - wie im Realbetrieb auf der Straße - aber alle vier Räder, habe das Fahrzeug hingegen in drei Tests jeweils mehr lungenschädliches Stickoxid ausgestoßen als erlaubt.

Der Vorwurf steht damit vor einem ähnlichen Hintergrund wie die Vorgänge bei VW, wo eine Software erkennt, dass es sich um eine Situation auf dem Prüfstand handelt - und dann derart ins Motor- und Abgasmanagement eingreift, dass die Werte passen.

Die DUH habe das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) deshalb zu einer Überprüfung des Opel-Modells aufgefordert. Denn die Einhaltung der Stickoxid-Emissionen sei im EU-Abgasprüfzyklus beim getesteten Wagen davon abhängig, dass sich die Hinterräder nicht drehten.

Der Verkehrsberater Axel Friedrich sagte laut DUH-Mitteilung: «Es geht bei den Abgasvorschriften nicht darum, die Laborluft sauber zu machen, sondern die Atemluft der Menschen.» Er habe keine normale, technisch plausible Erklärung für das Abgasverhalten des Fahrzeuges.

Die Adam Opel AG wies die Behauptungen der DUH scharf zurück. «Für alle unsere Autos gilt nach wie vor und ohne Einschränkung: Von GM (die Opel-Mutter General Motors) entwickelte Software hat keine Features, die feststellen, ob das Fahrzeug einem Emissionstest unterzogen wird.»

Tatsächlich hätten die Opel-Ingenieure nach der DUH-Anfrage zusätzliche Tests mit einem entsprechenden Fahrzeug - einem Zafira mit 1,6-Liter-Euro-6-Dieselmotor - nach den gesetzlichen Vorschriften sowohl auf einem Zwei- als auch auf einem Vier-Rollen-Prüfstand nachgefahren und protokolliert. Das Resultat laut Opel: «Die Werte sind absolut korrekt und im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Das heißt: Die Anschuldigungen sind eindeutig falsch und unbegründet.»

GM sorge dafür, dass alle Produkte sämtliche Abgasnormen der Märkte erfüllen, in denen sie verkauft werden. Die von VW eingeräumten Manipulationen bei Diesel-Abgaswerten beziehen sich ausschließlich auf ältere Motoren nach Euro-Norm 5. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) forderte, alle Automodelle systematisch überprüfen zu lassen.

Unterdessen wurde am Freitag bekannt, dass auch in Japan VW-Dieselfahrzeuge von den Abgas-Manipulationen betroffen sind - jedoch nur in geringem Umfang. In mindestens 36 von 230 privat nach Japan importierten Autos aus dem VW-Konzern, darunter auch Audis, sei die betreffende Software festgestellt worden, teilte der japanische Transportminister Keiichi Ishii der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge mit. Die VW-Japan-Niederlassung will nun nachbessern.

dpa